Großbritannien: Unwetter als Gottesstrafe

Christlicher Fundamentalismus und Kampf für die großen Energiekonzerne passen offensichtlich ganz gut zusammen

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Ein Ende der Serie von Stürmen, Überschwemmungen, schweren Niederschlägen und Sturmfluten, die die britischen Inseln seit Wochen heimsuchen, ist nicht in Sicht. Das nächste Sturmtief wird für Mitte der Woche erwartet, aber auch am Wochenende kämpfte manche Grafschaft mit Hochwasser.

Und während man auf den Inseln noch streitet, welchen Anteil zu niedrige öffentliche Ausgaben für Deiche, Dämme und ähnliches an dem Desaster haben oder vielleicht auch EU-Subventionen, die das Fällen von Bäumen an Bächen und Flüssen belohnen, hat einer die wahre Ursache der Misere bereits erkannt:

David Silvester, Stadtrat der United Kingdom Independent Party (UKIP) in Henley-on-Thames, ist sich ganz sicher, dass die Stürme eine Gottesstrafe darstellen. Er habe den britischen Premierminister David Cameron bereits 2012 geschrieben, dass die Legalisierung der Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare zu einem Unglück führen werde.

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Das nächste Sturmtief ist bereits im Anzug. Vorhersagekarte für Dienstag 13 Uhr MEZ. (Bild: Britischer Wetterdienst (MetOffice))

Er habe Cameron gewarnt, dass kein Mann sich mit dem Allmächtigen anlegen dürfe. "Die Schriften machen es sehr klar, dass eine christliche Nation von Naturkatastrophen wie Stürmen, Krankheiten und Seuchen heimgesucht wird, wenn sie den Glauben aufgibt und wider das Evangelium handelt."

Silvesters Partei ließ wissen, dass das nicht unbedingt ihre Position sei, sie aber auch keinen Anlass sieht, ihr Mitglied zu rügen. Als eine tolerante Gesellschaft sollte man eine Vielfalt von Ideologien akzeptieren. "Das ist es, was das Vereinigte Königreich zu solch einem wunderbaren, stolzen, vielfältigen und freiem Land macht."

So viel Toleranz in Glaubensfragen mag löblich sein, aber man muss doch fragen, ob eine Partei es tatsächlich für angebracht hält, Kandidaten für öffentliche Ämter aufzustellen, die auf der Grundlage eines überholten und mitunter gefährlichen Aberglaubens Entscheidungen für die Allgemeinheit treffen. Mal davon abgesehen, dass UKIPs Toleranz vor allem eine gegenüber der Intoleranz ist.

Im übrigen rühmt sich die Partei, die wahre Fracking-Partei zu sein, und empört sich über vermeintlich von Brüssel auferlegte Klimaschutzpolitik. Wie ja überhaupt alles Böse von außen kommt, wie zum Beispiel Windkraftanlagen, die man nur mit aus dem Ausland importierten Teilen und giftigen Substanzen bauen kann.