Wenn Aliens sich als Nonnen verkleiden und in Las Vegas shoppen gehen

First Contact

Der in der UFO-Szene bekannte kanadische Ex-Verteidigungsminister Paul Hellyer warnt nicht nur vor angriffslustigen Aliens, sondern weiß auch aus dem extraterrestrischen Nähkästchen zu plaudern

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Paul Hellyer in "Russia Today"

Meine schöne Weihnachtsstory über die alte, biblisch verklärte Geschichte vom Morgenstern, dem strahlenden Stern von Bethlehem, der nach Ansicht vieler Fantasten und Däniken-Anhänger natürlich nichts anderes als ein außerirdisches Raumschiff gewesen war, ist dank eines ehemaligen Verteidigungsministers der alten Schule abermals von der Gegenwart eingeholt worden.

Zweites offizielles Alien-Bekenntnis

Es mutet schon ein wenig bizarr an – aber Paul Hellyer, der in der 1960ziger Jahren inmitten der heißen Phase des Kalten Krieges in seiner Funktion als kanadischer Verteidigungsminister stets einen kühlen Kopf zu bewahren versuchte, fasst im gesegneten Alter von 90 Jahren ein ausgesprochen heißes Eisen an und bekennt sich zum zweiten Mal offiziell zu ET & Co.

In der letzten Woche gab er während eines Interviews mit dem russischen 24/7-Fernsehkanal „Russia today“ seine Meinung über außerirdische Besucher nach 2005 erneut zum Besten. Und um diese ist es gelinde geschrieben sehr futuristisch bestellt.

„Ich weiß, dass es sie gibt. Tatsächlich besuchen sie unseren Planeten schon seit Tausenden von Jahren“, erklärt Hellyer in dem englischsprachigen russischen Sender. So seien während des Kalten Krieges im Jahr 1961 ungefähr 50 UFOs in Formation von Russland über Europa geflogen. Erst als die Objekte Richtung Nordpol abdrehten, gab es Entwarnung.

Stern von Bethlehem war UFO

Er selbst habe vor einigen Jahren ein sternähnliches Raumschiff in der Nähe von Toronto gesehen. Bislang seien ihm zwar noch keine Aliens persönlich über den Weg gelaufen, dennoch wisse er, dass sie schon seit Jahrtausenden unter uns leben, seit biblischen Zeiten. Ergo war auch der legendäre Morgenstern, der die drei Weisen nach Bethlehem geleitet haben soll, weder ein Komet noch eine Supernova. „Ich glaube, dass der Stern von Bethlehem eine von Gottes fliegenden Untertassen war“, so Hellyer gegenüber der russischen Journalistin Sophie Shevardnaze, die während des Interviews sichtlich um einen neutralen Gesichtsausdruck bemüht war.

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Das zu sehende Objekt auf diesem Bild bzw. auf diesem kurzen Video-Film, aufgenommen 1972 von der Apollo-16-Crew, wird immer wieder gerne als Fliegende Untertasse interpretiert. Doch nach einer ausgiebigen Analyse kamen NASA-Forscher zu einem eindeutigen Resultat: "All of the evidence in this analysis is consistent with the conclusion that the object in the Apollo 16 film was the EVA [spacewalk] floodlight/boom. There is no evidence in the photographic record to suggest otherwise." (Bild: NASA)

Alien-Technik für die Erdlinge

Bis zu 80 außerirdische Zivilisationen seien bislang in Erscheinung getreten, von denen mindestens vier unseren Planeten die Aufwartung gemacht haben, so Hellyer. Die Reisenden aus dem All kommen von anderen Sternsystemen, einige haben es sich auf der Venus, dem Mars und den Saturnmonden bequem gemacht. Manche sind von menschenähnlicher Gestalt, andere ähneln den bizarren Figuren aus dem irdischen Science-Fiction-Kosmos.

Apropos Science-Fiction: Schenkt man Hellyers Worten Glauben, dann existiert in unserem Universum eine Föderation von Planeten à la Star Trek, die sich ebenfalls eine oberste Direktive auf ihre interstellare Fahne geschrieben hat. Danach sind nur jene Kulturen im Club der Kosmo-Intelligenz-Elite willkommen, welche die entsprechende galaktisch-technische Reife mitbringen.

Trotzdem haben die Außerirdischen uns in puncto Technik auf die Sprünge geholfen und die Selbige stark beeinflusst, behauptet Hellyer: "Viele Dinge, die wir heute haben, haben wir von ihnen", wie etwa LED-Leuchten, Mikrochips oder Kevlar-Westen.

Kaufsüchtig und besorgt um uns

Ihm sei fernerhin zu Ohren gekommen, so der Kanadier, dass einige weibliche Aliens sich hin und wieder als Nonnen verkleiden und unerkannt in Las Vegas shoppen gehen. Andere "Nordic Blondes" ähneln hellhäutigen Skandinaviern auf frappierende Weise. Und die "Tall Whites" arbeiten sogar mit der U.S. Air Force in Nevada zusammen. Auch die allseits bekannten puppenartigen "Short Grey‘s", die mit ihren kleinen dünnen Armen und Beinen sowie überdimensioniertem großen Kopf derweil ein Teil der Pop-Kultur sind, lassen sich bei uns auf der Erde von Zeit zur Zeit blicken, verdeutlicht der exaltierte Ex-Minister aus Kanada.

Größtenteils seien alle Aliens friedliebend und um die Zukunft unseres Planeten besorgt. "Ich würde sagen, dass die meisten gutartig und wohlwollend sind und uns helfen wollen. Nur eine oder zwei Spezies wollen dies nicht." So berichtet Hellyer von zwei Männern aus Peru, die 1974 auf den Planeten Andromedia teleportiert wurden, auf dem Außerirdische ihnen zu verstehen gaben, dass „etwas Fürchterliches geschehen würde“, wenn die Menschheit nicht bald zur Besinnung komme und einen völlig neuen Kurs einschlage.

Schließlich würden ET&Co. seit der ersten Atombombenexplosion unseren Planeten vermehrt frequentieren und uns seitdem mit Argusaugen beobachten. "Sie sind sehr besorgt, dass wir dumm genug sein könnten, erneut atomare Waffen zu verwenden. Das wäre nicht nur für uns sehr verheerend, sondern auch für sie", so Hellyer.

Krieg im All

Unser Verhalten und Gebaren könnte Hellyers Ansicht nach sogar einen interstellaren Krieg heraufbeschwören, vor allem dann, "wenn wir weiter jedes UFO abschießen, dass in unseren Luftraum gelangt, ohne zu fragen, wer sie sind und was sie wollen".

Sollte es zu einer Eskalation kommen, wäre dies gleichbedeutend mit dem Ende der Menschheit. Denn was deren Technologie angeht, ist diese uns um Lichtjahre voraus (Anm. des Autors: Ein Lichtjahr ist kein Zeitmaß!). "Ich denke, es wäre ein Fehler, eine eigene Sternenkrieg-Flotte zur Verteidigung aufzubauen, stattdessen sollten wir mit den freundlichen Aliens zusammenarbeiten."

Kein Unbekannter in der Szene

Wie immer man Hellyers Fantasien und Gedankenströme auch bewerten und interpretieren mag, wie bizarr, krude, abstrus oder einfach nur haarsträubend seine Thesen, Behauptungen oder Kosmo-Weisheiten auf den ersten Eindruck anmuten und daher kommen – in der UFO-Szene ist der Ex-Minister kein Unbekannter. Bereits im September 2005 bekannte Hellyer öffentlich, dass er an die Existenz von außerirdischen Raumschiffen glaube und Belege dafür habe, dass der Roswell-Absturz einen extraterrestrischen Hintergrund habe.

2010 kritisierte er Stephen Hawkings Kolumbus-Theorie mit harschen Worten. Seinerzeit warnte Hawking in Büchern und Doku-Filmen vor böswilligen außerirdischen Besuchern, die tausendmal intelligenter und weiter entwickelt sein würden als unsere Zivilisation und daher mit Sicherheit auch unseren Planeten allein okkupieren und bewohnen wollten. "Wir sollten uns davor hüten zu antworten, wenigstens so lange, bis wir uns weiterentwickelt haben. Eine sehr fortgeschrittene Zivilisation zum jetzigen Zeitpunkt unserer Entwicklung zu kontaktieren, wäre ein wenig so, als würden wir als Ureinwohner Amerikas auf Kolumbus treffen. Ich glaube nicht, dass wir dann besser dran wären", so Hawking.

Als Antwort auf diese Ausführungen ließ Hellyer über die kanadische Presse verlautbaren, dass die Außerirdischen längst da sind und uns seit Dekaden, ja Jahrtausenden beobachten und unser Wissen sogar gemehrt haben. Derlei Thesen gab er auch als Redner bei den Disclosure-Hearings zum Besten.

Hochbetagter Fantast mit Altersbonus?

Nun, wie soll, darf und muss man diese brachiale und publikumswirksame TV-Offensive Hellyers, die ihren medialen Eindruck nicht verfehlte, bewerten? Darf man einem derart hochbetagten und fraglos respektablen Mann, der scheinbar von dem überzeugt ist, was er in Bezug auf die Extraterrestren denkt und sagt, überhaupt attackieren und hart kritisieren, seine gewiss ridikülen Thesen bewusst ins Lächerliche ziehen? Sollte man infolge seines fortgeschrittenen Alters nicht besser Milde walten lassen?

Und überhaupt: Wie viel von dem, was er unlängst lancierte, entspricht zumindest zu einem Prozent der Wahrheit? Was ist Realität, was Fiktion, was reine Dichtung, was entspringt seiner Fantasie? Sind die Anderen vielleicht wirklich längst unter uns? Arbeiten sie tatsächlich mit US-Militärs zusammen? Sehen einige wie blonde skandinavische Hünen oder wie graue kleine Zwerge aus? War Jesus doch ein Außerirdischer? War der Weihnachtsstern de facto eine fliegende Untertasse? Droht uns ein interstellarer Krieg?

Fragen über Fragen … und erwartungsgemäß natürlich keine Antworten. Ob sie wirklich da sind – bloße Spekulation. Ein greifbares Indiz fehlt. Ein handfester Beweis fehlt, der der Wissenschaft, der Öffentlichkeit, den Medien und Skeptikern zugänglich und somit überall von allen verifizier- oder falsifizierbar wäre. Und das ist – so einfach es klingt – die Krux an der ganzen Sache. Keine Behauptung aus dem berufenen Munde Hellyers ist beweisbar, aber eben auch keine widerlegbar. Alles ist Glaubenssache. Alles ist bestenfalls unterhaltsam. Dies gilt im Besonderen für unser altertümliches UFO über Bethlehem oder den in Las Vegas promenierenden Alien-Damen, die sich doch so gerne als Ordensschwestern verkleiden, wann auch immer, warum auch immer.

Das Interview als Skript und Video