Taifun "Haiyan": Meteorologen legen Analyse vor

"Haiyan war der dritte Kategorie-5-Sturm seit 2010, der die Philippinen traf.

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Auch nach dem er sich erheblich abgeschwächt hatte, sorgte Taifun Haiyan, jetzt nur noch ein tropischer Sturm, im Südchina für erhebliche Verwüstungen, wie die Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch berichtet. Zehn Menschen seien ums Leben gekommen, 200 Häuser und die Ernte auf 140.000 Hektar zerstört worden.

Auf den Philippinen berichtet der National Desaster Risk Reduction and Management Council von 1833 offiziell registrierten Todesopfern, wobei in Medienberichten allerdings von wesentlich höheren Opferzahlen ausgegangen wird. Knapp sieben Millionen Menschen seien von den Auswirkungen des Orkans betroffen, knapp 600.000 obdachlos. 80.000 Häuser wurden vollständig zerstört, knapp 70.000 weitere teilweise. Die Gesamtschäden an Infrastruktur, zerstörter Ernte und verlorenem Vieh werden auf 761,4 Millionen Philippinischer Peso (129,7 Millionen Euro) geschätzt. Darin sind die Schäden an Gebäuden noch nicht enthalten.

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(Bild: DWD)

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat unterdessen eine Analyse Haiyans veröffentlicht. Demnach erreichte der Sturm seine größte Stärke mit einer mittlere Windgeschwindigkeit von 314 Kilometer pro Stunde und Spitzenböen von 379 Kilometer pro Stunde bevor er die Küste erreichte. Das führte zu fünf Meter hohen Flutwelle, die für einen erheblichen Teil der Zerstörungen verantwortlich waren. Das Zentrum des Orkans traf am 8. November um 4:40 Ortszeit auf Land. Zu dieser Zeit betrugen die mittleren Windgeschwindigkeiten noch knapp 234 Kilometer pro Stunde.

Zur Einordnung Haiyans schreibt der DWD: Die höchsten mittleren Windgeschwindigkeiten, die bisher bei einem Taifun im Nordwestpazifik beobachtet wurden, verzeichnete Taifun Nancy im September 1961. Sie wurden auf 95 m/s (342 km/h) geschätzt, wobei nach neuesten Erkenntnissen von einer Überschätzung der Windgeschwindigkeiten in den 1940- 1960er Jahren ausgegangen wird (WMO). (…) (D)ie bisher stärkste Windgeschwindigkeit (wurde) bei dem Tropischen Zyklon Olivia mit einer Böe von 113 m/s (407 km/h) am 10. April 1996 auf Barrow Island /Australien gemessen. (Tropischer Zyklon, Taifun und Hurrikan sind regionale Bezeichnungen für das gleiche meteorologische Phänomen.)

Das besondere an Haiyan war neben den hohen Windstärken unter anderem, dass er sich beim Überzug über die Philippinen nicht weiter abschwächte, sondern ein Taifun der Kategorie 5, also der höchsten, blieb. Die anderen Kategorie-5-Taifune, die die Philippinen bisher trafen, haben sich sobald sie über Land waren, stets abgeschwächt.

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(Bild: DWD)

Der letzte Taifun dieser Kategorie, der die Philippinen getroffen hatte, war Bopha mit mittleren Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 Kilometer pro Stunde. Ab dem 3. Dezember 2012 zog er über Mindanao, die südlichste der Hauptinseln, und hinterließ mindestens 1000 Tote. Davor traf, so der DWD in seiner Analyse, am 17. Oktober 2010 Taifun Megi mit maximalen Windgeschwindigkeiten (Ein-Minuten-Mittel) von 288 Kilometer pro Stunde auf Luzon, die nördlichste Hauptinsel, auf der auch die Landeshauptstadt Manila liegt. In den vorangegangenen elf Jahren von 1999 bis 2009 traf dagegen kein Kategorie-5-Taifun auf den Philippinen auf Land. Jedoch hatte es auch schon vorher Häufungen solch besonders starker Taifune gegeben, zum Beispiel in der zweiten Hälfte der 1990er und in den 1960ern.

Allerdings ist zu bedenken, dass längst nicht alle Hurrikane oder Taifune auf Land treffen. Erst Ende Oktober hatte sich mit Lekima ein anderer Super-Taifun östlich der Philippinen gebildet, war dann aber nach Norden und schließlich Nordosten abgezogen ohne irgendwo auf Land zu treffen. Zuvor hatte es zeitweise so ausgesehen, als würde er im japanischen Fukushima für neue Schwierigkeiten sorgen. Die Analyse des DWD ist also nicht unbedingt so zu verstehen, dass sie eine etwaige Zunahme der starken Tropen-Stürme ausschließt. Zu dieser Frage wird in dem Dokument nicht Stellung genommen.

Inzwischen haben diverse Länder und Hilfsorganisationen den Philippinen Unterstützung angeboten und auch bereits Lieferungen auf den Weg geschickt. Aus Deutschland ist unter anderem das Technische Hilfswerk (THW) aktiv, das bei der Trinkwasserversorgung in der Region helfen will. Zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen und ein Labor zur Überprüfung der Wasserqualität sollen ab Ende der Woche zum Einsatz kommen. Hierzulande wird unter anderem von der Diakonie zu Spenden für die Überlebenden aufgerufen.