Uran wird sich drastisch verteuern

Schweizer Studie sagt einen baldigen Rückgang der weltweiten Uranproduktion voraus. Nicht mehr genug Brennstoff für alle bestehenden und geplanten AKW

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Dass das Öl irgendwann einmal zu Ende gehen wird, hat sich ja inzwischen rumgesprochen, obwohl auch hier den wenigsten klar ist, dass die Probleme beginnen werden, lange bevor die Quellen wirklich erschöpft sind.

Neu dürfte für die meisten Menschen hingegen sein, dass auch Uran nur sehr begrenzt vorhanden ist. Eine soeben vom Fachblatt Science of the Total Environment online veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass der Höhepunkt des Uran-Abbaus – Peak Uran sozusagen – schon 2015 mit 58.000 (+/-4.000) Tonnen erreicht sein wird und die Förderung danach abnimmt.

Das hört sich zunächst unspektakulär an, aber nur wenn man außer Acht lässt, dass die Atomwirtschaft schon seit vielen Jahren von der Substanz lebt. Der Jahresverbrauch der laufenden Reaktoren liegt nämlich derzeit bei rund 60.000 Tonnen Uran. Seit Anfang der 1990er wird weniger Uran gefördert als in den AKW verheizt wird. Bisher konnten Lagerbestände aus den Zeiten des kalten Krieges und alte Nuklearwaffen die Lücke füllen, doch in nicht all zu ferner Zukunft werden diese aufgebraucht sein.

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Uranförderung und -verbrauch bis 2005. Man beachte, dass große Verbraucher wie die USA, Frankreich und Deutschland kaum noch selbst Uran abbauen. (Bild: Energy Watch Group)

Und dann wird ziemlich rasch eine Verknappung und damit auch die Verteuerung des Brennstoffes einsetzten. Der Autor der Studie, Michael Dittmar von der ETH in Zürich, schätzt, dass die Förderung bis 2025 auf maximal 54.000 (+/-5.000) Tonnen absinken wird. Danach werde es dann rasch in den Keller gehen. Für 2030 rechnet er nur noch mit einer jährlichen Förderung von 41.000 (+/-5.000) Tonnen.

Zu diesem Ergebnis kommt Dittmar, indem er einerseits die Daten über den bisherigen Abbau der erschlossenen Lagerstätten analysiert und dann mit Angaben über alle aktiven und bis 2030 geplanten Vorkommen den künftigen Abbau modelliert.

Schlechte Aussichten also für AKW-Bauer. Da werden auch staatliche Milliarden-Kredite nichts mehr nützen. Schon relativ bald könnte es eng werden:

This amount will not be sufficient to fuel the existing and planned nuclear power plants during the next 10–20 years. In fact, we find that it will be difficult to avoid supply shortages even under a slow 1%/year worldwide nuclear energy phase-out scenario up to 2025.

Michael Dittmar, ETH Zürich

Sollte es nicht zu einem geordneten Ausstieg aus der Atomkraftnutzung kommen, rechnet Dittmar mit einer erheblichen Verteuerung des Urans bis zu dem Punkt, dass Atomkraftwerke außerplanmäßig runtergefahren werden müssen und die Energieversorgung einiger Länder gefährdet wird.