Telekom-Affäre weitet sich aus

Möglicherweise sind von der Telekom-Bespitzelungsaffäre auch Bundestagsabgeordnete betroffen. Der Auftrag zum Aufstöbern von Informanten soll direkt vom damaligen Führungsduo Ricke und Zumwinkel gekommen sein.

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Von
  • Frank Möcke

Von der Spitzelaffäre um das illegale Abhören von Telekom-Aufsichtsräten und Journalisten könnten nach Informationen der Berliner Zeitung auch Bundestagsabgeordnete betroffen sein. Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer Wend, hat der Zeitung gegenüber geäußert, er habe oft mit Aufsichtsratsmitgliedern der Telekom telefoniert. Sollten diese Telefonate abgehört worden sein, werde er Strafantrag stellen. Es sei in diesen Gesprächen auch um Strategien in Tarifstreitigkeiten gegangen. Dass Wend allerdings konkrete Hinweise auf eine Bespitzelung seiner Person vorliegen, konnte ein Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion gegenüber heise online nicht bestätigen.

Der Auftrag zum Aufstöbern von Informanten bei der Telekom soll direkt vom damaligen Führungsduo Ricke und Zumwinkel gekommen sein. Das will Der Spiegel erfahren haben, der sich auf eine konzerninterne Anhörung des ehemaligen Sicherheitschefs des Konzerns, Klaus Trzeschan, stützt. Es gehe, so das Nachrichtenmagazin in seiner Ausgabe, die am Montag erscheinen wird, nicht mehr nur um den Bruch des Post- und Fernmeldegeheimnisses und um Verstöße gegen das Bundesdatenschutzgesetz, sondern möglicherweise auch um Veruntreuung von Firmenvermögen und Geheimnisverrat. Möglicherweise seien Bewegungsprofile der Ausgespähten angelegt und sogar mit deren Bankdaten verknüpft worden.

Der Spiegel beruft sich auf Insiderberichte, denen zufolge Security-Profis von Telekom, Post und Lufthansa sowie des Daimler-Konzerns ein informelles Netzwerk pflegen und sich regelmäßig treffen. Erste Hinweise gebe es, dass der Konzern geheime Daten zum Auswerten auch ins benachbarte Ausland geschafft haben könnte.

Die Mobilnetzbetreiber Vodafone, O2 und E-Plus hätten zwar Ende vergangener Woche entschieden dementiert, der Telekom irgendwelches Material aktiv zur Verfügung gestellt zu haben. Aber dass die Telekom sich selbst bedient haben könnte, habe keine der Firmen wirklich ausschließen können.

Update: Die Network Deutschland GmbH ließ unterdessen durch ihre Rechtsanwälte die Darstellung des Spiegel bezüglich der Anwendung ihrer Software "Hagelsturm" dementieren und deren Verbreitung unter Androhung gerichtlicher Schritte untersagen. In Wahrheit sei durch ihre Mandantin untersucht worden, so die Rechtsanwälte, "ob es telefonische Verbindungen zwischen den Journalisten uznd bestimmten Mitarbeitern der Telekom gibt".

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(fm)