Milliarden Subventionen für Atomstrom

Ökostrom wird teuer gerechnet und Atomstrom billig. Umweltschützer fragen nach den wahren Kosten der Atomenergie

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In letzter Zeit ist viel von den Kosten die Rede, die für die Verbraucher durch die garantierte Einspeisevergütung für Wind- und Solarstrom anfallen. Die vom Bundesumweltministerium unterstützte Agentur für Erneuerbare Energien geht von zwei Cent pro Kilowattstunde aus, die für den Ökostrom vom Endverbraucher bezahlt werden müssen.

Dem stehen Ersparnisse von mehreren Milliarden pro Jahr gegenüber, 2008 seien es 3,6 bis vier Milliarden Euro gewesen, die durch den Wind- und Solarstrom entstehen, wenn in Zeiten großen Angebots an der Strombörse die Spitzenlastpreise gedrückt werden. Hinzu kommen noch vermiedene Umweltschäden, die mit 5,7 Milliarden Euro jährlich veranschlagt werden. Außerdem ist da noch die zusätzliche kommunale Wertschöpfung, die bei den Erneuerbaren aufgrund ihrer breiten Streuung und dem hohen Anteil von Arbeit kleinerer Unternehmen viel ausgeprägter ist. Diese wird mit derzeit 5,5 Milliarden Euro angegeben.

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Kosten-Nutzen-Rechnung des "grünen" Stroms (Bild: Unendlich viel Energie)

Erstaunlich ist schon, dass ausgerechnet über die Kosten der Erneuerbaren soviel geredet wird, aber kaum ein Journalist sich Gedanken über die Kohlesubventionen macht, die sich auf mehrere Milliarden Euro pro Jahr belaufen. Es sah schon irgendwie nach gezielter Gegenpropaganda aus, als der Spiegel nach dem Wochenende, an dem bis zu 100.000 Menschen in Berlin gegen verlängerte AKW-Laufzeiten demonstrierten, mit einer großen Geschichte gegen die Windenergienutzung aufmachte.

Noch naheliegender wäre es gar, einmal über die Kosten des "billigen Atomstroms" zu sprechen. Hier kommt Greenpeace in einer neuen Studie zu dem Ergebnis, dass auf jede Kilowattstunde aus einem AKW zusätzliche 4,3 Cent aus Steuergeldern kommen. Von 1950 bis 2010 seien mindestens 204 Milliarden Euro geflossen., mit weiteren 100 Milliarden unter anderem für die Langzeitfolgen.

Durch die Laufzeitverlängerung, die noch in diesem Monat im Schweinsgalopp durch den Bundestag gebracht werden soll, würden sich die Kosten weiter erhöhen. Die Umweltschützer fordern daher von der Bundesregierung, bis zum Jahr 2015 aus der Atomkraft auszusteigen. Die sieben ältesten Atomkraftwerke und das AKW Krümmel müssten aus Sicherheitsgründen sofort abgeschaltet werden.