Syrische Rebellen richteten 15-Jährigen wegen Mohammed-Bemerkung hin

Die al-Qaida-Abspaltung "Islamischer Staat Irak und Levante" setzt in den von ihr eroberten Gebieten immer offener ihre Rechtsvorstellungen durch

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Dem arabischen Nachrichtensender al-Daschasira zufolge hat die salafistische Organisation "Islamischer Staat Irak und Levante", eine al-Qaida-Abspaltung unter Führung von Abu Bakr al-Baghdadi, am Sonntag in einem von den Rebellen kontrollierten Stadtteil Aleppos einen Teenager mit zwei Schüssen in den Kopf getötet, weil er am Tag zuvor das Anschreiben eines Kaffees mit der Bemerkung verweigerte, er würde das selbst dann nicht machen, wenn der Propheten Mohammed komme und einen haben wolle. Nach anderen Berichten ging es in dem Gespräch nicht um einen Kaffee, sondern um den Gottesglauben, von dem sich der Schankkellner auch durch eine Wiederkunft des Moslempropheten nicht überzeugen lassen wollte.

Einig ist man sich, dass der 15-Jährige Mohammad Q. nach dieser Äußerung verschleppt und 24 Stunden lang gefoltert wurde. Dann verbrachten ihn die Salafisten auf eine belebte Straße und richteten ihn in Gegenwart seiner Mutter und seiner Geschwister mit zwei Schüssen in den Kopf hin. Angebliche Fotos des Jungen mit weggerissenem Unterkiefer zirkulieren mittlerweile auf Facebook. Vorher hatte ein Salafist den "werten Bürgern von Aleppo" in Hocharabisch mit auswärtigem Akzent mitgeteilt, dass man den Unglauben an Allah ebenso wie das "Verfluchen" des Propheten als "Polytheismus" werte und mit dem Tode bestrafe, auch wenn es nur ein einziges Mal geschehe.

Dass sich der "Islamische Staat Irak und Levante" (beziehungsweise dessen Vorläuferorganisation) in Syrien gegen andere Gruppen durchsetzen konnte, liegt Beobachtern zufolge nicht nur am stetigen Zufluss von Dschihadisten aus aller Welt, sondern auch am Geld, das aus Saudi-Arabien, Katar und anderen Golfstaaten kommt: Schätzungen gehen von bis zu einer Milliarde Euro aus. Hinzu kommen Einnahmen aus Ölquellen in der ostsyrischen Provinz Deir ez-Zor. Mit diesem Geld erwirbt die Gruppe nicht nur Waffen und bezahlt Sold – sie erkauft sich damit auch Loyalität. Durch die Kontrolle von Fabriken, Warenlagern und Handelswegen in den eroberten Gebieten bestimmt sie darüber hinaus, wer Mehl und andere Lebensmittel bekommt und wer nicht.

syrien_oil.gif
Öl- und Gasvorkommen in Syrien (Bild: Michael Schuberthan)