Strompreise: Spottbillig für Großabnehmer

Industrie kann sich an der hiesigen Börse erheblich günstiger als die Konkurrenz in Frankreich oder der Schweiz mit Strom eindecken

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Allem Gejammer der hiesigen Industrie und ihren Freunden in der Regierung zum Trotz sind die Börsenstrompreise auf Talfahrt. Während angeblich die Energiewende die Wettbewerbsposition der deutschen Industrie gefährdet, also ihr Fähigkeit, mit ihrer Exportwalze die Weltwirtschaft aus dem Gleichgewicht zu bringen, sprechen die Zahlen der Leipziger Strombörse eine ganz andere Sprache.

An dieser konnten Großabnehmer im April im sogenannten Day-ahead-Handel Stromlieferungen für 37,92 bzw. 45,99 Euro pro Megawatt erwerben, je nachdem, ob es sich um Grundlast- oder Spitzenlaststrom handelte (umgerechnet auf die den privaten Konsumenten geläufigere Kilowattstunde sind das 3,792 und 4,599 Ct/KWh). Das war jeweils um etwa acht bzw. 12 Euro günstiger als in der Schweiz oder in Frankreich. Diese günstigen Preise lockten natürlich auch ausländische Abnehmer aus den genannten Ländern oder dem Benelux-Raum an, aber das Gros der 15-Minuten-Kontrakte wurde inländisch gehandelt.

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(Bild: EPEX)

Ursache dieses Preisverfalls ist offensichtlich die Fehlkonstruktion des Erneuerbare-Energiengesetzes. Das große Angebot an Solar- und Windstrom, das die Netzbetreiber an der Börse zu jedem Preis verkaufen, verdirbt dort die Preise. Die Differenz zwischen dem Verkaufspreis und der Vergütung, die sie an den Betreiber der Windkraft- oder Solaranlage bezahlen müssen, wird ihnen auf jeden Fall ersetzt. Da dieses Geld aus dem mit der sogenannten EEG-Umlage gefüllten Topf kommt, kann man auch sagen, dass die Zahler dieser Umlage - hauptsächlich private Haushalte und kleine Gewerbetreibende - den billigen Industriestrom subventionieren. Das ist allerdings nicht eine Folge des Ausbaus der erneuerbaren Energieträger, sondern der Fehlkonstruktion der Finanzierung des Ausbaus. Profiteure dieses EEG-Webfehlers sind nicht die Anlagenbesitzer, sondern die Käufer an der Strombörse.