Erneuerbare verbilligen den Strom

Energiekonzerne geben Kostenvorteile nicht an Verbraucher weiter. Preissteigerungen werden unredlich begründet

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Mit viel Trara ist im vergangenen Jahr die Erhöhung der sogenannten EEG-Umlage bekannt gegeben worden, die von vielen Energieversorgern umgehend als Rechtfertigung für eine weitere Anhebung der Strompreise benutzt wurde. Das Umweltbundesamt hat sich zwischenzeitlich in einer kleinen Studie damit auseinander gesetzt, ob die Begründung der Verteuerung mit der höheren Umlage stichhaltig ist. Die Antwort lässt sich in einem einzigen Wort zusammenfassen: nein. Die höhere EEG-Umlage ist nicht der wahre Grund für die Preiserhöhungen zum Jahresanfang.

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(Bild: UBA)

Der Reihe nach: Mit der Umlage werden die sogenannten Differenzkosten auf alle Stromhändler umgelegt. Differenzkosten bezeichnen den Unterschied zwischen der an Windpark- und Solaranlagenbesitzer ausgezahlten Einspeisevergütung und dem an der Leipziger Strombörse zu bezahlenden Preis. Dieses kleine Detail ist wichtig, denn wenn der Preis an der Leipziger Strombörse sinkt, dann erhöhen sich damit die Differenzkosten und damit die Umlage.

Aber es kommt noch verzwackter: Der Grund für das Sinken der Preise an der Strombörse ist der Erfolg der Erneuerbaren. Dadurch, dass sie immer mehr Strom liefern, und zwar gerne auch zu Zeiten des Spitzenverbrauchs, wie etwa die Fotovoltaik, muss seltener auf teure Spitzenlastkraftwerke zurückgegriffen werden, die durch das Merit-order-Prinzip das Preisniveau bestimmen.

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(Bild: UBA)

Die zweite Tabelle aus der UBA-Studie zeigt, was das im einzelnen bedeutet. Von 2009 auf 2010 stieg die Summe aller gezahlten Einspeisevergütungen nur relativ moderat von 10,8 auf 12,7 Milliarden Euro, also um 1,9 Milliarden. Die Differenzkosten legten hingegen um 2,9 Milliarden Euro von 5,3 auf 8,2 Milliarden. Für 2011 wird sogar davon ausgegangen, dass die Differenzkosten stärker wachsen, als die Einspeisevergütungen.

Das UBA weist entsprechend daraufhin, dass die jüngsten Preiserhöhungen nur zum geringeren Teil dem Ausbau der Erneuerbaren angelastet werden können, da den gestiegenen Ausgaben für die Einspeisevergütungen erhebliche Kostensenkungen bei der Strombeschaffung gegenüber stehen. Das Problem ist, dass die Energieversorger diesen Vorteil nicht an die privaten Endverbraucher weitergeben. Auch zu den Preissteigerungen seit dem Jahre 2000 habe die EEG-Umlage nur 15 Prozent beigetragen. (Siehe Tabelle 1)

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(Bild: UBA)

In einer Presseerklärung des UBA heißt es:

Im Gegensatz zu anderen Formen der Stromerzeugung ist die Förderung der Erneuerbaren Energien für die Öffentlichkeit transparent. So ist die Kernenergie nur deshalb einzelwirtschaftlich rentabel, weil sie in Milliardenhöhe direkte und indirekte Subventionen erhält. Außerdem wird die konventionelle Stromerzeugung durch die mangelnde Anlastung der Umweltkosten begünstigt. Ohne diese Wettbewerbsverzerrungen wären viele Techniken zur Nutzung der erneuerbaren Energien schon heute wettbewerbsfähig und der Förderbedarf für die erneuerbaren Energien deutlich geringer.

Derweil geht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin in einer am Donnerstag veröffentlichten weiteren Studie davon aus, dass die EEG-Umlage bis 2020 nur noch minimal von derzeit 3,5 auf 3,63 Cent pro Kilowattstunde wachsen wird. (Die Umlage wird übrigens nicht auf den ganzen Stromverbrauch umgelegt. Besonders energieintensive Industrien sind von ihr befreit, so dass die Privatverbraucher mehr bezahlen.)

Ansonsten weist auch das DIW daraufhin, dass der Ausbau der Erneuerbaren einen deutlich dämpfenden Effekt auf den durchschnittlichen Börsenpreis des Stroms hat. Ohne Sonne, Wind & Co. würde dieser in den nächsten Jahren nicht um prognostizierte 11 Prozent, sondern um 20 Prozent zulegen.