2040 – A confession of an Alien Hunter

First Contact

Der Erstkontakt mit einer außerirdischen Intelligenz soll spätestens in einem Vierteljahrhundert gelingen - glaubt ein führender SETI-Forscher

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(Bild: National Radio Astronomy Observatory (NRAO), Associated Universities, Inc. (AUI), and the National Science Foundation (NSF))

Seth Shostak ist fürwahr kein Unbekannter in der SETI-Szene (SETI=Suche nach außerirdischer Intelligenz. Mit seinen 70 Jahren und inzwischen ergrautem Haar darf man ihn in einem Atemzug mit Frank Drake nennen und getrost als zweiten weisen Nestor aller seriösen, wissenschaftlich fundierten Suchprogramme bezeichnen, die sich extraterrestrischen Zivilisationen verschrieben haben.

Omnipräsenter Kämpfer

Derweil zählt der Radioastronom und Chefastronom des SETI-Instituts in Mountain View (Kalifornien) zu den wichtigsten SETI-Protagonisten und organisiert und managt parallel zu seinem Job auch einen Großteil der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. In fast allen TV-Dokumentationen, in denen die Suche nach Leben im All thematisiert wird und ein seriöser O-Ton aus dem berufenen Munde eines Experten gefragt ist, kommt Shostak zu Wort. Er ist regelmäßig im Radio zu hören und seine Stimme geht auch seit 2002 einmal in der Woche in der vom SETI-Institut produzierten Radioshow "Big Picture Science" über den Äther. Für seinen Blog greift er regelmäßig zur elektronischen Feder, schreibt für Zeitungen und publiziert bisweilen auch populärwissenschaftliche Bücher; das letzte und fraglos beste schmückt sich mit dem vielsagenden Titel: "Confessions of an Alien Hunter".

Nicht minder beflissen zeigt sich Shostak bei Vorträgen, Lectures und Diskussionen, wenn er über die Aktivitäten von SETI berichtet, den Forschungsstand präsentiert und seinem Auditorium die Ernsthaftigkeit seiner bisweilen immer noch von so manch missmutigen Zeitgenossen müde belächelten Arbeit zu vermitteln versucht. Bei alledem hält er stets Augen und Ohren auf, um neue private Sponsoren zu gewinnen.

Vor 12 Jahren noch 2027

So geschehen vorletzten Donnerstag, als Shostak anlässlich des "2014 NASA Innovative Advanced Concepts-Symposiums" NIAC an der Stanford University in Kalifornien über die wissenschaftliche Suche nach intelligenten Technologien im Universum plauderte.

Als begeisterungsfähiger Repräsentant der SETI-Idee, zugleich aber auch konservativer Skeptiker par excellence, der den in der letzten Zeit wieder aufblühenden Paläo-SETI- und Prä-Astronautik-Theorien sowie allen UFO-Verklärungen konsequent die Stirn bietet und sie kategorisch ins Land der Fabel verbannt, spekulierte Shostak abermals über den Zeitpunkt des "First Contact". Nicht zum ersten Mal und bestimmt nicht zum letzten Mal.

Bereits im Sommer des Jahres 2002 verstieg sich Shostak zu der gewagten Prognose, der Erstkontakt mit einer extraterrestrischen Zivilisation sei bis zum Jahr 2027 realistisch. "Wir suchen nach Nadeln im Heuhaufen. Aber in unserer Galaxie könnten Tausende davon sein", sagte Shostak damals. Und vor knapp zwei Jahren sinnierte er während der TED-Talks über einen potenziellen Kontakt bis spätestens 2036.

Ein Million Sternsysteme sollten reichen

Zwei Jahre später hat er das Zeitfenster um weitere vier Jahre geöffnet. Nunmehr geht Shostak davon aus, dass es bis zum Jahr 2040 klappen könnte, weil die SETI-Astronomen bis dahin genug Sterne gescannt und abgehorcht haben, um endlich die lang ersehnte interplanetare Flaschenpost ans Erdufer zu ziehen.

"Ich denke, dass wir, wenn wir unsere Suchläufe konsequent fortführen, binnen zwei Dutzend Jahren extraterrestrische Intelligenzen finden werden", so Shostak in der letzten Woche. "Anstatt nur einige tausend Sternsysteme zu beobachten, so wie wir es heute machen, werden wir später vielleicht Millionen von Sternsystemen analysieren. Eine Million Sternsysteme sollten reichen, um etwas zu finden."

Es sei deswegen so optimistisch, weil die neue Generation der erdgebundenen Teleskope und Interferometer, insbesondere aber das NASA-Weltraumteleskop Kepler in den letzten Jahren deutlich vor Augen geführt haben, dass die Milchstraße mit extrasolaren Planeten übersät ist. Von vielen Exoplaneten, die alle Voraussetzungen mitbringen, um die Ausbildung von biologischem Leben zu fördern.

"Die Quintessenz ist, dass einer von fünf Sternen mindestens einen Planeten besitzt, auf dem sich Leben bildet. Das ist prozentual gesehen ein fantastisch hoher Anteil. Das bedeutet, dass allein in unserer Galaxis zehn Milliarden erdähnliche Welten existieren. Auf vielen von ihnen könnten sich Technologien herangebildet haben, die willens sind, mit anderen Zivilisationen zu kommunizieren."

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Seth Shostak (rechts). Wie mag seine nächste Prognose aussehen? (Bild: SETI Institute)

Konstruktives Wettrennen

Gemäß der Devise "Konkurrenz belebt das Geschäft" soll die Jagd nach Leben im All auf drei Ebenen parallel weitergehen. Shostak zufolge müssen die Astrobiologen ihre Suche nach einfachen Lebensformen, sprich Einzellern, forcieren und ihren Fokus verstärkt auf Mars oder den Jupitermond Europa richten.

Mithilfe der Planetenjäger und dem neuen James Webb Teleskop sollten sie ab 2018 auch nach Mikroben auf erdnahen Exoplaneten suchen, während die SETI-Forscher weiterhin ihre Fühler ins All strecken sollten, um mit ihren Radioschüsseln oder Lichtteleskopen eine Funk- respektive Lasernachricht extraterrestrischer Herkunft einzufangen. Wer indes als Erster außerirdisches Leben nachweise, sei gleichwohl völlig offen. Denn ein solches Wettrennen würde bis zur letzten Minute spannend bleiben, glaubt Shostak, zumal jede Option tatsächlich eine "ziemlich gute Erfolgschance" habe.

Warmer Geldregen erwünscht

Die Einzigen, die einem Erfolg im Weg stehen könnten, seien wir selbst, betont der Kalifornier. Denn für die notwendige Fortsetzung und Finanzierung des SETI-Programms bedürfe es einer gesicherten Finanzierung. Aber genau an einer solchen habe es seit Beginn des ersten SETI-Suchlaufs im April 1960 immerfort gehapert.

Oft seien viele konkrete und angedachte SETI-Projekte und ausgearbeitete Zeit- sowie Terminpläne dem Rotstift zum Opfer gefallen. Daher hänge seine 26-Jahres-Prognose zu guter Letzt sehr stark von einer künftigen, kontinuierlichen Finanzierung des SETI-Projekts ab, das aus pekuniären Gründen zurzeit allerdings in eine arge Notlage geraten ist, so Shostak gegenüber dem Online-Magazin Space.com.

Video des Vortrages von Seth Shostak; aufgenommen am 6. Februar 2014 auf der NIAC-Veranstaltung. Shostaks Talk beginnt bei 36:52.