Accountdaten gegen Geld: Datacoup will sich Nutzerdaten erkaufen

Gegen einen einstelligen Dollarbetrag im Monat möchte ein US-Start-up Zugriff auf Kreditkartenabrechnung, Facebook und Twitter. Daraus sollen dann werberelevante Informationen werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Die New Yorker Internetfirma Datacoup führt derzeit einen Betatest durch, bei dem Nutzer acht US-Dollar im Monat erhalten, wenn sie dem Unternehmen Zugang zu ihrem Twitter- und Facebook-Account sowie zu ihren Kreditkartenabrechnungen geben. Das Start-up will aus diesen Informationen Trends destillieren, die sie dann zu Marktforschungszwecken an interessierte Firmen verkauft, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Datacoup beteuert, sorgsam mit den Informationen umgehen zu wollen, zudem würde das Datenmaterial anonymisiert.

Der Chef der Firma, Matt Hogan, glaubt, dass Verbraucher so sogar mehr Kontrolle über ihre Daten erhalten als bei den aktuellen Werbefinanzierten Diensten. "Wenn ein Verbraucher eine durchdachte Entscheidung treffen will, sollte er auch die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, an wen seine Daten verkauft werden."

1500 Personen hätten sich bislang für den Betatest angemeldet, sagt Hogan. In einigen Monaten soll der neue Dienst für die Allgemeinheit geöffnet werden. Der Datenhunger ist aber noch größer: Datacoup plant sogar, auch Daten aus Lifelogging-Geräten wie dem FitBit-Armband oder aus dem Browser-Verlauf in die Datenbasis zu übernehmen, wenn Kunden das wollen. Noch hat Datacoup aber keine Daten an Werbevermarkter verkauft. Die Vorgespräche seien aber schon ermutigend gewesen, versichert Hogan.

Die Idee sei schon einige Jahre alt, habe sich bisher aber nicht durchsetzen können, sagt Alessandro Acquisti, Verhaltensökonom an der Carnegie Mellon University. "Ethisch gesehen ist es sinnvoll, wenn Sie wissen, was mit Ihren Daten passiert und wer sie weiterverwendet", sagt Acquisti. Datacoup schaffe jedoch noch keine Transparenz, denn die Daten, die es von Twitter, Facebook oder Master Card bekomme, würde weiterhin im Besitz der Unternehmen bleiben. Hogan hält dagegen, dass das Angebot die Menschen überhaupt erst einmal dazu bringen könnte, über den Wert ihrer Daten nachzudenken – so verrückt es zunächst klingen mag.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)