Computex

Intel stellt Atom 230 und Atom N270 vor

Unter dem Codenamen Diamondville hat Intel enge, aber weniger sparsame Verwandte der UMPC- und MID-Prozessorbaureihe Atom Z500 alias Silverthorne entwickelt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 59 Kommentare lesen
Lesezeit: 6 Min.

Unter dem Namen Centrino Atom hatte Intel zur CeBIT die Menlow-Plattform für mobile Internetgeräte, sogenannte Mobile Internet Devicesa (MIDs) vorgestellt, die aus den extrem sparsamen und kompakten x86-Prozessoren der Baureihe Atom Z500 (Silverthorne) und dem Ein-Chip-Chipsatz US15W (Poulsbo) besteht. Nun folgen zwei Atom-Varianten mit jeweils 1,6 GHzTaktfrequenz, die für billige Notebooks (Atom N270 für Netbooks) und Desktop-Rechner (Atom 230 für Nettops) gedacht sind. Als Chipsätze empfiehlt Intel abgespeckte Varianten der vor einigen Jahren eingeführen Produkte 945GM (Mobil) und 945G (Desktop-PC), nämlich den 945GSE und den 945GC, jeweils im Verbund mit der passenden Southbridge ICH7-M beziehungsweise ICH7.

Etwas verwirrend ist, dass sowohl Atom N270 als auch Atom 230 auf den Codenamen Diamondville hören und gleichzeitig eng mit Silverthorne verwandt sind. Während es von letzterem allerdings Versionen in mehreren Taktfrequenzstufen gibt, die zahlreiche ausgefeilte Stromsparmodi (etwa den mit Penryn neu eingeführten C6) unterstützen, um den in MIDs kostbaren Akkustrom zu sparen, sind die Diamondvilles in dieser Disziplin weniger geschickt und sind (zunächst) mit genau einer Taktfrequenz zu haben, nämlich 1,6 GHz. Die Nettop-Variante Atom 230 kann diese Frequenz auch nicht verändern, unterstützt also – wie viele Mobile-Celerons – SpeedStep nicht. Intel gibt ihre Thermal Design Power (TDP) mit 4 Watt an – das ist ungefähr das Doppelte wie beim Atom Z530 mit gleicher Taktfrequenz. Für den Desktop-PC-Chipsatz 945GC nennt Intelt sogar eine TDP von 22 Watt, hinzu kommen noch etwa 3 Watt für den ICH7. Selbst wenn der Chipsatz diese nominelle Leistung nur in speziellen Lastfällen benötigt und immerhin einen für Windows Vista Aero Glass ausreichend schnellen DirectX-9-Grafikkern (GMA 950) enthält, ist das recht viel Leistung – jedenfalls zuviel für billige Passivkühler in Nettops.

Genügsamer ist der Atom N270 aus, der ebenfalls mit 1,6 GHz läuft, aber lediglich 2,5 Watt TDP benötigen soll und im Team mit dem Chipsatz 945GSE – übrigens eine um den lizenzkostenpflichtigen Macrovision-Kopierschutz erleichterte Variante des 945GMS – auftritt. Für den 945GSE verspricht Intel 4 Watt TDP, der ICH7-M soll sich mit höchstens 1,5 Watt begnügen. Laut Intel könnten sich deshalb Atom-N270-Netbooks sogar passiv kühlen lassen.

Auf dem billigen Intel-Mainboard D945GCLF hat ein Atom 230 bereits den Weg ins c't-Labor gefunden und dort eine Reihe von Benchmarks absolviert. Die Silverthorne- und Diamondville-Prozessoren sind in einer In-Order-Architektur aufgebaut, die energetisch effizienter arbeitet als die bei AMD- und anderen Intel-x86-Prozessoren seit Jahren übliche Out-of-Order-Technik, aber weniger Performance liefert. Übrigens handelt es sich auch bei VIA C3 und C7 um In-Order-Kerne. Um die In-Order-Nachteile wenigstens in einigen Applikationen etwas zu kompensieren, suggerieren die Intel-Atoms dem Betriebssystem per Hyper-Threading (der Intel-Variante von Simultaneous Multi-Threading, SMT) einen zweiten logischen CPU-Kern. Das bringt im Cinebench R10 immerhin rund die Hälfte mehr Rendering-Geschwindigkeit, trotzdem ist hierbei ein Atom 230 nur etwa halb so schnell wie ein Celeron 430 (1,8 GHz, Core-Mikroarchitektur); ähnliches gilt für den BAPCo SYSmark 2007 (Preview) unter Windows Vista. Mit diesen Performance-Werten ist ein Atom 230 allerdings noch deutlich schneller als der VIA C7 1,2 GHz, dessen 1-GHz-ULV-Version rund 3,5 Watt Leistung aufnehmen soll. Der VIA Nano dürfte bei gleicher Taktfrequenz schneller rechnen als ein Atom, aber dann auch mehr Leistung aufnehmen.

Beim Betrieb an einem Notebook-Netzteil über einen effizienten DC-DC-Wandler (picoPSU-120) und ausgestattet mit 1 GByte PC2-4300-Speicher sowie einer 2,5-Zoll-SATA-Festplatte nimmt das D945GCLF im Leerlauf 24 Watt Leistung aus dem 230-Volt-Netz auf, unter CPU-Volllast sind es 27 Watt und bei Auslastung auch des GMA-950-Grafikkerns 33 Watt. Damit ist das D945GCLF nicht so sparsam wie etwa viele Mini-ITX-Boards mit VIA C7, aber deutlich genügsamer als sein Vorgänger D201GLY2 mit Celeron 220. Im Leerlauf ist übrigens ein Apple Mac mini sparsamer, er begnügt sich dann mit rund 20 Watt. Unter Volllast schluckt ein Mac mini allerdings 54 Watt, liefert dann aber auch (mit einem 2-GHz-Core-2-Duo) annähernd die vierfache Rechenleistung.

Nach Spekulationen will Intel noch im Laufe dieses Jahres unter dem Namen Atom 330 eine Zwei-Kern-Version vorstellen, die wohl aus zwei Diamondville-Dice in einem Gehäuse bestehen dürfte.

Für den Atom 230 verlangt Intel 29 US-Dollar – nur auf die Performance bezogen ist das ein recht stolzer Preis etwa im Vergleich zu einem Celeron 430, der ein Mehrfaches an Siliziumfläche belegt und 34 US-Dollar kostet. Für einen (Mobile) Celeron M 320 (1,3 GHz) will Intel allerdings schon 45 US-Dollar und für den Celeron M ULV 353 (900 MHz, 5 W TPD) sogar 140 US-Dollar. Den Chipsatz 945GC verkauft Intel für 20 US-Dollar. Die sparsamere Kombination aus Atom N270 und 945GSE soll 44 plus 36 US-Dollar kosten.

Auf der Computex werden eine Fülle von Billig-Notebooks (Netbooks) ähnlich dem Asus Eee PC und von Nettops, das sind im Intel-Jargon billige und einfach ausgestattete Desktop-Rechner, erwartet; dazu gehören etwa Desktop-Versionen des MSI Wind PC oder der Asus Eee Box PC.

Zwischen Atom 230, Atom N270 und Atom Z500 sowie den zugehörigen Intel-Chipsätzen gibt es noch weitere Unterschiede, etwa bei den Gehäusebauformen. Details dazu finden Sie in c't 13/08, die ab kommenden Montag (9. Juni) am Kiosk liegt. (ciw)