Islamistische Terroristen sollen Botschaften in kinderpornografischen Bildern verschlüsseln

Nach Medienberichten wollen britische Sicherheitsbehörden eine "Verbindung zwischen Terrorplänen und Hardcore-Kinderpornografie" entdeckt haben.

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Von
  • Florian Rötzer

Wieder einmal heißt es, dass islamistische Terrorverdächtige kinderpornografische Bilder benutzen, um so über steganografisch verschlüsselte Botschaften heimlich zu kommunizieren und Anschlagspläne auszuhecken. Die britische Times berichtet in aufgeregtem Ton, dass britische Geheimdienste und Scotland Yard bei Razzien in Großbritannien auf eine "Verbindung zwischen Terrorplänen und Hardcore-Kinderpornografie" gestoßen seien. Auch in Italien und Spanien habe man bei Terrorverdächtigen Kinderpornografie gefunden. Terroristen codieren Botschaften in die Bilder, so die Times, und beuten pädophile Webseiten als sichere Möglichkeiten aus, Informationen auszutauschen, ohne entdeckt werden zu können.

Geheimdienste und Polizei, so wird dann aber auch gleich nach dieser "Enthüllung" relativierend gesagt, wissen eigentlich gar nicht, ob die Verdächtigen nur aus sexuellem Interesse heraus die Bilder gesammelt oder ob sie diese wirklich auch als Kommunikationsmittel verwendet hatten. In einem Fall habe man 12, in einem anderen 40.000 Bilder gefunden.

Ein Geheimdienstmitarbeiter, von dem vermutlich die Times die Informationen hatte, wies auf den Widerspruch zwischen dem religiösen Fundamentalismus und der Verwendung von Kinderpornografie hin. Das zeige, wie verwirrt die Menschen seien. Deutsche Medien wie die Welt Online wiederholen oder übersetzen den Times-Artikel völlig undistanziert. Schon die Vorstellung, dass Terroristen oder wer auch immer etwas heimlich über das Internet verabreden will, ausgerechnet zu Kinderpornografie und pädophilen Webseiten greifen würden, die unter besonders scharfer Überwachung stehen, mutet grotesk an, zumal kein Beispiel vorliegt und es sich nur um Spekulationen handelt.

Zudem sollte misstrauisch machen, dass schon vor den Anschlägen vom 11.9. die von US-Geheimdiensten an Medien weiter gegebene Warnung für wohl erwünschtes Aufsehen sorgte, dass al-Qaida in pornografischen Bildern mittels Steganografie Botschaften verschlüsselt und sich so der Beobachtung der Geheimdienste entziehen will. Auffällig war auch damals, dass zwar diese Gerüchte von Geheimdiensten gestreut wurden, aber man keinen einzigen Beweis dafür vorlegte, dass tatsächlich von Terroristen Steganografie benutzt wurde.

Mehr dazu in Telepolis: Die Terroristen und die Kinderpornografie. (fr)