MWC

Mobile World Congress: Ein Handy für alle und alles

Am Montag beginnt in Barcelona der Mobile World Congress 2014. Auf dem früher als Handymesse verspotteten Jahrestreff der Mobilfunkbranche geht es längst nicht mehr nur um Handys und Smartphones. Die Industrie hat größere Ziele.

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Handymesse war gestern: An der Ausstellerliste des Mobile World Congress (MWC) lässt sich ablesen, wie weit Mobilfunktechnik in verschiedene Lebensbereiche vordringt. Da finden sich neben den üblichen Verdächtigen aus der Mobilfunkbranche zunehmend auch Marken wie Ford oder Oral-B. Wenn ein internationaler Autokonzern wie Ford schon zum zweiten Mal ein neues Fahrzeugmodell in Barcelona vorstellt und nicht in Detroit, Frankfurt oder Genf, dann ist das ein Indiz für den immer noch wachsenden Stellenwert des einst als Handymesse verspotteten Branchentreffs. Am Montag geht es offiziell los, doch bereits am Sonntag ist in Barcelona schon einiges los.

Die steigende Bedeutung des MWC spiegelt sich auch den Zahlen wieder: 72.000 Besucher und 1700 Aussteller zählte die reine Fachmesse im vergangenen Jahr, soviel wie nie zuvor. 2014 sollen es noch einmal mehr werden, hofft der internationale Verband der Mobilfunkbranche GSMA als Ausrichter der Messe. Der Mobile World Congress wächst auch in der Fläche weiter: Nach dem erfolgreichen Umzug in die neuen Messehallen im vergangenen Jahr bespielt der MWC in diesem Jahr erstmals beide Gelände der Fira Barcelona. Auf dem alten Messegelände finden 2014 verschiedene Veranstaltungen für Entwickler und verwandte Branchen statt.

"Connected Living" nennen die Marketing-Experten das, was in diesem Jahr als einer der Trends des MWC gilt. Das Smartphone verbindet sich von Auto bis Zahnbürste mit allem, was es im Haushalt gibt. Dazu kommen Accessoires, die man am Körper trägt und die Daten an verschiedene Apps schicken. Das Smartphone wird zu Informationszentrale aller Lebensbereiche – und zum Zahlungsmittel. Mobile Payment und NFC sollen nun aber wirklich endlich ihren Durchbruch haben.

Eindrücke vom MWC 2013 (10 Bilder)

Eindrücke vom MWC 2013

In diesem Jahr fand der Mobile World Congress zum ersten Mal auf dem Messegelände der Fira Gran Via statt.

Das alles geht noch nicht ohne Handy und deshalb wird es auf dem MWC natürlich auch eine Menge neue Smartphones und Tablets zu sehen geben. Die bekannten großen Hersteller sind am Start und haben ihre jeweils aktuellsten Geräte im Gepäck – eines der Highlights dürfte das neue Samsung Galaxy S5 werden. Die ganz großen Innovationen darf man bei Smartphones allerdings nicht mehr erwarten, der Trend geht zu größer, stärker und brillianter. Die großen chinesischen Hersteller haben im vergangenen Jahr Eindruck hinterlassen und zählen mittlerweile zum Mainstream. Trotzdem wird es auf dem Mobile Word Congress auch wieder Exoten zu sehen geben. Zum Beispiel von Nokia: es wird erwartet, dass die Finnen, die sich mit Haut und Haaren Microsoft verschrieben haben, ein Android-Smartphone aus der Schublade holen.

Smartphone-Verkäufe nach Betriebssystem, Gartner
OS Gesamtjahr 2013 Gesamtjahr 2012 Absatz +/-
Geräteabsatz Marktanteil Geräteabsatz Marktanteil
Android 758,7 Mio. 78,4 % 451,6 Mio. 66,4 % +68,0 %
iOS 150,8 Mio. 15,6 % 130,1 Mio. 19,1 % +15,9 %
Windows Phone 30,8 Mio. 3,2 % 16,9 Mio. 2,5 % +82,1 %
Blackberry 18,6 Mio. 1,9 % 34,2 Mio. 5,0 % -45,6 %
Andere 8,8 Mio. 0.9% 47,2 Mio. 6,9 % -81,3 %
Gesamt 967,8 Mio. 680,1 Mio. +42,3 %
Gartner, Februar 2014

Apropos Android: Betriebssysteme stehen 2014 ganz oben auf der MWC-Agenda. Während sich der unangefochtene Branchenprimus mit iOS den Markt weitgehend aufteilt, wird es auf den hinteren Plätzen interessant. Windows Phone hat sich als dritte Kraft etabliert und es wird spannend, zu was Microsoft nach der Übernahme von Nokias Kerngeschäft noch fähig ist. In Barcelona gilt das Augenmerk in diesem Jahr auch wieder den alternativen Systemen wie Sailfish OS, Firefox OS oder Ubuntu Phone. Und in Zeiten der totalen Überwachung dürfte das Blackphone einiges Interesse wecken.

Trotz einiger Rückschläge, die kleine Anbieter hinnehmen mussten, spielen die Open-Source-Systeme eine wichtige Rolle für den nächsten Meilenstein der Branche: 5 Milliarden Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern sollen mit dem Handy ins Netz geholt werden. In vielen Länder reicht das Festnetz dafür nicht aus, das Handy wird das Fenster zur Welt. Inzwischen haben sich in der Branche Initiativen gebildet, die bezahlbare mobile Netzzugänge in diesen Ländern schaffen wollen. Mit dabei sind Unternehmen wie Facebook, Intel, Yahoo, Microsoft und Cisco, die sich auch auf dem messebegleitenden Kongress zeigen.

Neben Cisco-Chef John Chambers, dessen Auftritte immer einen Besuch lohnen, dürften in diesem Jahr zwei junge Manager besondere Aufmerksamkeit bekommen: Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der eine der abendlichen Keynotes halten wird, und Jan Koum, noch CEO von WhatsApp – und bald Angestellter von Zuckerberg: Kurz vor dem MWC hat Facebook überraschend die Übernahme von WhatsApp angekündigt. Das dürfte für lebhafte Gespräche auf der Messe sorgen – und nicht nur wegen des weltweiten WhatsApp-Ausfalls vom Samstagabend. (vbr)