WhatsApp-Alternativen Threema und Telegram dominieren App-Store-Charts

Facebooks WhatsApp-Übernahme hat europäische Nutzer des Messengers offenbar genug geschreckt, um zahlreiche App-Alternativen auf die vorderen Plätze der App-Store-Charts klettern zu lassen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Leo Becker

Nach der Übernahme von WhatsApp durch Facebook haben Alternativ-Messenger die Charts der App Stores erobert. Die App Threema des Schweizer Anbieters Kasper Systems führt in Deutschland sowohl im App Store als auch bei Google Play die Liste der Bezahl-Anwendungen an. Threema kostet knapp 2 Euro.

Seit dem WhatsApp-Kauf ist Threema die umsatzstärkste iOS-App in Deutschland.

Die Stiftung Warentest hatte mit Threema, Line, Blackberrys BBM und den Telegram Messenger vier WhatsApp-Alternativen getestet und dabei nur Threema als "unkritisch" bewertet. Die App verspricht ebenso wie Apples iMessage-Dienst eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Auch beim Telegram Messenger sollen die Daten von einem Gerät anderen verschlüsselt übertragen werden – hier muss der Anwender allerdings erst den sogenannten "Secret Chat" aktivieren. Telegram wurde im vergangenen Jahr von den Brüdern Nikolai und Pawel Durow gestartet, die zuvor schon den russischen Facebook-Klon Vk.com gegründet hatten.

Der Boom von Threema erstreckt sich vor allem auf den deutschsprachigen und den arabischen Raum. So führt die Anwendung auch in der Schweiz und in Österreich sowie in Kuwait, Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten die Charts der Bezahl-Apps an. Aber auch in den Niederlanden, Slowenien und der Slowakei liegt die App vorne. Der Erfolg der Kostenlos-App Telegram Messenger ist nicht nur in Europa, sondern auch in Lateinamerika, dem Nahen Osten und in Australien zu beobachten.

Laut einer diese Woche veröffentlichten Umfrage unter gut 1000 WhatsApp-Nutzern kann sich in Deutschland rund jeder Dritte vorstellen, den Messenger zu wechseln. Zugleich sieht mehr als die Hälfte der Befragten den Kauf entspannt und will bei WhatsApp bleiben, wie eine gemeinsame Umfrage des Marktforschungsinstitut Advise mit dem Online-Panelanbieter respondi AG ergab. WhatsApp hat in Deutschland nach jüngsten Zahlen von Januar rund 30 Millionen aktive Nutzer.

Deutlich weniger Zuspruch erhalten die WhatsApp-Alternativen dagegen im Heimatland von Facebook, den USA. Hier werden die App-Charts für iOS und Android durchgängig von Spielen angeführt.

Das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook kauft WhatsApp mit zuletzt 465 Millionen weltweiten Nutzern für insgesamt 19 Milliarden Dollar. Der Kurznachrichten-Dienst hatte stets betont, so wenig Informationen seiner Nutzer zu speichern wie möglich und sich nur über die Jahresgebühr von rund einem Dollar zu finanzieren. Facebook-Chef Mark Zuckerberg betonte Anfang der Woche, dass sein Netzwerk keine WhatsApp-Daten auswerten werde und der Messaging-Dienst weiterhin eigenständig agiere.

Unterdessen wurde der südkoreanische WhatsApp-Konkurrent Kakao in seiner jüngsten Finanzierungsrunde mit 2,4 Milliarden Dollar bewertet. Zu dieser Bewertung hätten Investoren noch vor dem Mega-Deal um WhatsApp zehn Millionen Dollar in das Unternehmen gesteckt, sagte Kakao-Chef Sirgoo Lee der Financial Times auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Kakao hat rund 130 Millionen Nutzer, hauptsächlich in Asien. (Mit Material der dpa) / (lbe)