Yahoo baut nach Gewinneinbruch 1400 Stellen ab

Nach einem deutlichen Gewinneinbruch von 64 Prozent im dritten Quartal kündigt der angeschlagene Internetveteran einscheidende Sparmaßnahmen an und will mindestens 10 Prozent der Arbeitsplätze abbauen.

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Wie viele werden es sein? Die Frage nach den geplanten Entlassungen bei Yahoo war nur eine von vielen, auf die das am heutigen Dienstagabend veröffentlichte Quartalsergebnis eine Antwort geben sollte. Der angeschlagene Internetveteran hat deutlich an Börsenwert verloren, seit er ein Übernahmeangebot von Microsoft ausgeschlagen hatte. Redmond hatte 33 US-Dollar pro Aktie geboten, am Dienstagabend schloss der Kurs des Yahoo-Papiers an der New Yorker Börse bei 12,07 US-Dollar. Yahoo-Gründer Jerry Yang, der wieder die Geschicke des Konzerns verantwortet, wird sich also fragen lassen müssen, ob die Abwehrschlacht gegen Microsoft eine gute Entscheidung gewesen ist.

Insgesamt waren die Erwartungen an das Quartalsergebnis allerdings nicht besonders hoch, an der Wall Street lautete die Frage vielmehr: Wie schlimm wird es sein? Schlimmer als allgemein erwartet. Mit einem um 64 Prozent auf 54 Millionen US-Dollar (41 Millionen Euro) oder 0,04 US-Dollar pro Aktie eingebrochenen Nettogewinn im abgelaufenen dritten Quartal blieb Yahoo deutlich hinter den Erwartungen zurück. Analysten hatten im Mittel mit 0,09 US-Dollar pro Aktie gerechnet. Im Vorjahresquartal hatte Yahoo noch 151 Millionen US-Dollar oder 0,11 US-Dollar pro Aktie verdient.

Der Umsatz blieb im Vergleichszeitraum stabil und legte um 1 Prozent auf 1,79 Milliarden US-Dollar zu. Der Umsatz ohne die sogenannten Traffic Acquisition Costs (TAC), die an Partnerunternehmen weitergereichten Umsätze, wuchs von 1,28 Milliarden US-Dollar im Vorjahresquartal auf 1,32 Milliarden US-Dollar und blieb damit hinter der Analystenerwartung von rund 1,37 Milliarden US-Dollar zurück. Yahoo senkte die Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr auf 7,18 bis 7,38 Milliarden US-Dollar. Zuvor hatte das Unternehmen mit mindestens 7,35 Milliarden US-Dollar gerechnet.

Yang will nun die Kosten um 400 Millionen US-Dollar senken. Dafür kündigte der CEO den Abbau von "mindesten 10 Prozent" der Stellen an. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 14300 Mitarbeiter. Yahoo hatte zuvor bereits den Abbau von 1000 Arbeitsplätzen angekündigt. Weitere Sparmaßnahmen umfassen mögliche Verlagerungen von Unternehmensteilen an kostengünstigere Standorte und eine Konsolidierung des Immobilienbesitzes. An der Wall Street wurde die Nachricht von den Entlassungen positiv aufgenommen, der Aktienkurs des Unternehmens zog im nachbörslichen Handel wieder an.

Die Verwerfungen an den Finanzmärkten und die Konjunkturflaute drückten auf die Nachfrage in Yahoos Kerngeschäft mit Anzeigen, erklärte Yang. In den USA sei die Nachfrage ebenso zurückgegangen wie in Europa und Asien. Zudem sieht sich Yahoo hier starker Konkurrenz von Google ausgesetzt. Yahoos Geschäft mit grafischen Anzeigen ist von rezessionsanfälligen Branchen wie etwa der Automobilindustrie oder dem Immobilienmarkt abhängig. Das Unternehmen ist bei der Vermarktung von Suchmaschinenanfragen nicht so erfolgreich wie Google.

Yahoo will mit Google und dem für die Kartellaufsicht zuständigen US-Justizministerium weiter über die geplante Kooperation im Anzeigengeschäft sprechen. Die Zusammenarbeit sollte ursprünglich Anfang Oktober beginnen, wurde nach Bedenken der Kartellbehörden aber bereits verschoben. Nachdem sich beide Seiten offenbar bereit zeigen, gegenüber den Kartellbehörden Zugeständnisse zu machen – etwa das Volumen des Abkommens zu begrenzen – halten einige Beobachter das Geschäft schon für gestorben. Auch wenn sich das Justizministeriums für die Eröffnung eines Kartellverfahrens entscheidet, dürfte das das Ende dieser Partnerschaft sein.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Yahoo
in US-Dollar
Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
1/96 1,7 Mio. -0,18 Mio.
2/96 3,3 Mio. -1,7 Mio.
3/96 5,6 Mio. -1,7 Mio.
4/96 8,9 Mio. -0,66 Mio.
1/97 10,7 Mio. -1,4 Mio.
2/97 14,3 Mio. -22,2 Mio.
3/97 18,7 Mio. 0,1 Mio.
4/97 26,6 Mio. -1,9 Mio.
1/98 30,6 Mio. 3,2 Mio.
2/98 44,9 Mio. -14,8 Mio.
3/98 66,3 Mio. 4,2 Mio.
4/98 76,4 Mio. 18,5 Mio.
1/99 86,1 Mio. 16,4 Mio.
2/99 115,2 Mio. -15,1 Mio.
3/99 155,1 Mio. 14,8 Mio.
4/99 201,1 Mio. 44,7 Mio.
1/00 228,5 Mio. 77,9 Mio.
2/00 270,1 Mio. 74,0 Mio.
3/00 295,5 Mio. 47,7 Mio.
4/00 310,9 Mio. -97,8 Mio.
1/01 180,2 Mio. -11,5 Mio.
2/01 182,2 Mio. -48,5 Mio.
3/01 166,1 Mio. -24,1 Mio.
4/01 188,9 Mio. -8,7 Mio.
1/02 192,7 Mio. -53,6 Mio.
2/02 225,8 Mio. 21,4 Mio.
3/02 248,8 Mio. 28,9 Mio.
4/02 285,8 Mio. 46,2 Mio.
1/03 282,9 Mio. 46,7 Mio.
2/03 321,4 Mio. 50,8 Mio.
3/03 356,8 Mio. 65,3 Mio.
4/03 511,3 Mio. 75,02 Mio.
1/04 758,0 Mio. 101,00 Mio.
2/04 832,3 Mio.
(609 Mio. ohne TAC)
112,5 Mio.
3/04 906,7 Mio.
(655 Mio. ohne TAC)
253,3 Mio.
4/04 1077,7 Mio.
(785 Mio. ohne TAC)
372,5 Mio.
1/05 1173,7 Mio.
(821 Mio. ohne TAC)
204,6 Mio.
2/05 1253 Mio.
(875 Mio. ohne TAC)
192 Mio.
(754,7 Mio.*)
3/05 1329 Mio.
(932 Mio. ohne TAC)
253,8 Mio.
4/05 1501 Mio.
(1068 Mio. ohne TAC)
683 Mio.
1/06 1567 Mio.
(1088 Mio. ohne TAC)
159,9 Mio.
2/06 1576 Mio.
(1123 Mio. ohne TAC)
164 Mio.
3/06 1580 Mio.
(1121 Mio. ohne TAC)
158 Mio.
4/06 1702 Mio.
(1228 Mio. ohne TAC)
269 Mio.
1/07 1672 Mio.
(1183 Mio. ohne TAC)
142 Mio.
2/07 1698 Mio.
(1244 Mio. ohne TAC)
161 Mio.
3/07 1768 Mio.
(1283 Mio. ohne TAC)
151 Mio.
4/07 1832 Mio.
(1403 Mio. ohne TAC)
206 Mio.
1/08 1817 Mio.
(1352 Mio. ohne TAC)
542 Mio.**
2/08 1798 Mio.
(1346 Mio. ohne TAC)
131 Mio.
3/08 1787 Mio.
(1325 Mio. ohne TAC)
54 Mio.

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(vbr)