WWDC: OS X 10.6 versteht sich mit Microsoft Exchange

Die nächste Version von OS X hört auf den Namen "Snow Leopard" und soll direkt mit Microsoft Exchange reden können. Abschied nimmt Apple von der Kompatibilitätsbibliothek Carbon.

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Von
  • Andreas Beier

Apple-Chef Steve Jobs verriet zu Beginn seiner Eröffnungsrede zur weltweiten Entwicklerkonferenz (WWDC) nur den Codenamen der nächsten OS-X-Version: Snow Leopard. Details reichte Bertrand Serlet, Senior Vice President of Software Engineering, nach der Mittagspause nach. Die größte Überraschung enthüllte Serlet dabei erst zum Schluss: Der Schneeleopard werde keine neuen Features haben – das aktuelle Mac OS X 10.5 alias Leopard hatte laut Apple immerhin 300.

Stattdessen werde man sich auf Stabilität und Zuverlässigkeit konzentrieren und das System fit für zukünftige Hardware-Entwicklungen machen, sagte Serlet, korrigierte sich dann aber und meinte schmunzelnd, dass die neue Systemversion doch ein neues Feature mitbringe: direkte Unterstützung von MS Exchange 2007 in Apple Mail, dem Kalender iCal und dem Adressbuch, wie sie zuvor schon für das iPhone angekündigt worden war. Weitere Details nannte Serlet allerdings nicht.

Um an Stabilität zuzulegen und auf zukünftige Hardware-Entwicklungen vorbereitet zu sein, muss unter der Bedienoberfläche des Systems eine Menge passieren. Größte Änderung dürfte die Einführung der Bibliothek "Grand Central" sowie die zugehörige Runtime "Grand Central Dispatch" (GCD) sein. Dabei handelt es sich um eine zentrale Verwaltungsinstanz, die das Management von Ereignissen in der so genannten Event-Loop für alle Anwendungen vereinfachen soll. Dieser Verteiler führt eintreffende Ereignisse aus unterschiedlichen Quellen zusammen und leitet ihre Ausführung in die Wege. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine CPU oder eine GPU (auf einer Grafikkarte) das erledigen.

Gleichzeitig kann GCD eine Aufgabe automatisch in kleinere Teile zerlegen (Threads). Da GCD direkt im Kernel verankert ist, weiß es immer über die aktuelle CPU-/Kernauslastung Bescheid und kann dementsprechend die Anzahl der generierten Threads variieren. Damit GCD weiß, wie Code in Threads zerlegt werden kann, wurde Objective-C um "Blocks" erweitert. Mit diesem Sprachkonstrukt gibt ein Entwickler GCD Hinweise, an welcher Stelle sich der Code in Threads aufteilen lässt. Den Rest übernimmt GCD automatisch.

Neu ist OpenCL. Dabei handelt es sich um eine C-ähnliche Sprache, die sich speziell für das Lösen von rechenintensiven Problemen, etwa aus den Bereichen Mathematik oder Physik, eignet. Der Clou: Für OpenCL spielt es keine Rolle, ob eine CPU oder eine GPU letztlich die Arbeit übernimmt. OpenCL wird zur Laufzeit in den passenden Code übersetzt. Bei der Simulation der Anziehungskräfte von 16.000 Sternen in einem Universum ließ sich die Rechenleistung von 2 GFlops (C-Programm auf einer CPU) mit OpenCL auf 240 GFlops steigern (mehrere CPUs, mehrere GPUs).

Das iPhone stand beim neuen QuickTime X Pate. Um die Videowiedergabe auf dem iPhone ressourcenschonend in den Griff zu bekommen, haben die Entwickler das bekannte QuickTime entschlackt und auf die Wiedergabe beschränkt. Das Resultat ist ein schlankes, energiesparendes QuickTime, das unter Snow Leopard Einzug in Mac OS X hält.

Mit Snow Leopard will Apple auch die mitgelieferten Anwendungen und Kernel-Erweiterungen komplett auf 64 Bit umgestellt haben. Carbon, die Kompatibilitätsbibliothek für Programme mit Wurzeln in der alten Mac-OS-Welt, wird es dann nicht mehr geben.

Entwickler erhalten auf der WWDC bereits eine frühe Version von Snow Leopard. OS X 10.6 soll 2009 fertig sein, genauer als auf "in etwa einem Jahr" wollte sich Bertrand Serlet aber nicht festlegen.

Zu Apples Entwicklerkonferenz WWDC siehe auch:

(adb)