Programmiertools zum Mifare-Cracken veröffentlicht

Die Hürde für Angriffe auf Mifare-basierte Kartensysteme wird immer niedriger. Nun sind auch versierte Hardware-Bastler ohne kryptografisches Hintergrundwissen in der Lage, die Karten zu manipulieren.

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Von
  • Christiane Rütten

Ein Hacker mit dem Pseudonym Bla hat ein Open-Source-Tool namens Crapto1 zum Cracken der Verschlüsselung der Mifare-Classic-RFID-Chips veröffentlicht. Das Archiv enthält neben einer C-Implementierung des verwundbaren Crypto1-Algorithmus auch den C-Code eines Angriffs, den niederländische Sicherheitsforscher der Radboud-Universität in einem Paper beschrieben haben.

Mit Hilfe des Tools soll es möglich sein, innerhalb von rund zwei Sekunden den Zugriffsschlüssel einer Mifare-Classic-Karte zu errechnen. Ein Angreifer benötigt dazu lediglich den verschlüsselten Mitschnitt einer Funkverbindung zwischen der Karte und einem legitimen Lesegerät sowie geringe Programmierkenntnisse. Mit dem Zugriffsschlüssel lassen sich nicht nur die verschlüsselten Daten dekodieren, sondern auch der Karteninhalt nahezu beliebig manipulieren und klonen, um sich beispielsweise Dienstleistungen zu erschleichen.

Bislang war die Umsetzung eines praxistauglichen Angriffssystems nur vergleichsweise wenigen Spezialisten vorbehalten, die über das kryptografische Hintergrundwissen verfügen, um die in den bisherigen Veröffentlichungen beschriebenen Angriffe umsetzen zu können. Crapto1 vereinfacht diese Arbeit erheblich, auch wenn es immer noch Programmierkenntnisse und versierten Umgang mit einem RFID-Lesegerät erfordert. Laut dem Internet-Magazin Webwereld sind Lesegeräte wie der Proxmark III oder der OpenPCD-Leser geeignet, den verschlüsselten Funkverkehr mitzuschneiden.

Durch die immer tiefer rutschende technische Hürde für die Angriffe geraten viele Unternehmen nun unter Druck, auf sicherere Systeme umzurüsten. Weltweit setzen viele berührungslose Bezahlsysteme auf die Mifare-Classic-Chips. In Deutschland sind es beispielsweise die Bezahlkarten vieler Mensen, in Großbritannien basiert unter anderem das Londoner U-Bahn-Bezahlsystem Oyster Card auf dem unsicheren Chip. Auch unter Zugangskontrollsystemen ist Mifare Classic weltweit verbreitet. In den Niederlanden läuft die Umstellung des landesweiten Nahverkehrsbezahlsystems OV-Chipkaart auf Mifare Classic derzeit auf Hochtouren.

Siehe dazu auch:

(cr)