PDC: Microsoft konkretisiert Modellierung mit "Oslo"

Mit der Modellierungssprache "M" und dem zugehörigen grafischen Designer "Quadrant" präsentiert Microsoft erste Bausteine der schon länger unter dem Codenamen "Oslo" angekündigten Modellierungsplattform.

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Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg

Microsofts Vision von domänenspezifischer Modellierung wird durch die Ankündigungen auf der PDC 2008 etwas konkreter. Kern der Modellierungsstrategie Oslo sind die Modellierungssprache "M", der grafische Designer "Quadrant" und ein datenbankbasiertes Repository für Modelle.

Die Sprache "M", zu deren Hauptautoren der bekannte Microsoft-Vordenker Don Box gehört, dient der Definition von Datenmodellen und eigener domänenspezifischer Sprachen (Domain Specific Language – DSL). Die Syntax von M besteht aus drei Untersprachen: MSchema dient der Deklaration von Datenstrukturen, MGraph beschreibt Werte von Instanzen dieser Strukturen und MGrammar dient der Definition eigener Sprachen, die automatisiert in die Syntax von MSchema und MGraph überführt werden.

Der Trend zur Abkehr von XML im Haus Microsoft ist auch hier erkennbar: Im Unterschied zu den bisherigen Redmonder Ansätzen domänenspezifischer Modellierung ist M kein XML-basiertes Format, sondern gehört mit geschweiften Klammern und dem Semikolon als Zeilenbegrenzer zur C-Sprachfamilie. Verglichen mit der XML-Welt entspricht MSchema XSD, MGraph XML und MGrammar XSLT. M erlaubt nur Datendefinition; Kontrollstrukturen sind nicht vorgesehen.

"M" gehört in die Produktkategorie modellgetriebener Architekturen. Microsoft will zukünftig eine Reihe domänenspezifischer Modellierungssprachen veröffentlichen, die in ausgewählten Gebieten die Anwendungsentwicklung radikal verkürzen sollen, indem eine prägnante DSL in eine komplexere Zielsprache überführt ird. Konkret genannt wurden MService für Dienste und Workflows, MWeb für ASP.NET und MEntity für die ORM-Modellierung mit dem ADO.NET Entity Framework. Neben MService zeigte Microsoft die Überführung in XML und SQL.

In einem gezeigten Beispiel mit "MService" zur Bereitstellung eines WF-Workflows über WCF-Dienste konnte die Anzahl der durch den Entwickler selbst zu schreibenden Zeilen von rund 160 auf ein Viertel reduziert werden, ohne dabei Kontrolle und Debuggingmöglichkeiten einzubüßen. "Mein Chef hat gesagt, wir müssen den Faktor zehn erreichen", sagte Douglas Purdy, Produktmanager für "Oslo" bei Microsoft.

Derzeit besteht "M" aus der Definition des Textformats sowie zugehörigen kommandozeilenbasierten Compilern. Die Sprachspezifikation von M will Microsoft im Rahmen der Open Specification Promise (OSP) zugänglich machen, in der Hoffnung, dass auch andere Unternehmen Sprachen und Werkzeuge für M anbieten. Als Werkzeuge, um mit M zu arbeiten, bietet Microsoft derzeit nur einen einfachen Editor unter dem Namen "IntelliPad" sowie das grafische Werkzeug "Quadrant" an. Eine Integration in Visual Studio ist noch nicht verfügbar. Die Speicherung von M-Projekten erfolgt in einem Repository, das als eine Datenbank in Microsoft SQL Server implementiert ist.

Gemäß der Erstankündigung auf Microsofts SOA-Konferenz im Oktober 2007 sollte "Oslo" eine umfassende SOA-Plattform werden. Durch die PDC ist nun klar geworden, dass der Name "Oslo" sich nur noch auf die Modellierung konzentriert. Die Bereitstellung und Verknüpfung von Diensten über einen Servicebus sind nun in Windows Azure beziehungsweise dem unter dem Codenamen "Dublin" angekündigten .NET-basierten Anwendungsserver enthalten.

Die Tatsache, dass die Microsoft-Sprecher in den PDC-Keynotes "Oslo" nur sehr kurz erwähnten, zeigt, dass Oslo sich noch in einem sehr frühen Produktstadium befindet. "Oslo ist sehr frühe Pre-Alpha-Version und auch der Name M ist noch ein Codename", erklärte Purdy. Erkennbar ist eine Überschneidung von "Oslo" mit den schon seit 2005 verfügbaren Microsoft DSL Tools. Eine erste Einschätzung von "Oslo" im Vergleich zu bestehenden Ansätzen liefert der bekannte Autor Martin Fowler. (Dr. Holger Schwichtenberg) / (hos)