GEMA lizenziert EU-weit das Repertoire von Sony/ATV fürs Internet

Sony/ATV Music Publishing und die Verwertungsgesellschaft haben einen Vertrag zur Vergabe der Stücke des Musik-Verlags im Rahmen einer einzigen europaweiten Lizenz für Mobilfunk- und Online-Nutzungen abgeschlossen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 26 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Mehr Pop- und Rockklassiker sollen in Europa den Weg ins Netz finden: Sony/ATV Music Publishing und die GEMA haben einen Vertrag zur Vergabe der englischsprachigen Stücke des New Yorker Musik-Verlags im Rahmen einer einzigen europaweiten Lizenz für Mobilfunk- und Online-Nutzungen abgeschlossen. Ziel der beiden Partner ist es nun, einen transparenten, effizienten und umfassenden "One-Stop-Shop" für Lizenznehmer aufzubauen und damit Werke etwa von den Beatles, Beck, Leonard Cohen, Bob Dylan, Jimi Hendrix oder Roy Orbison einfacher legal über das Internet und das Handy zugänglich zu machen. Der zunächst geschlossene Drei-Jahres-Vertrag tritt am 1. Juli in Kraft.

Für Lizenznehmer entfällt mit der Vereinbarung die Notwendigkeit, für jedes einzelne Gebiet in Europa mit jeder einzelnen Verwertungsgesellschaft Verträge für Lizenzen an den Werken der Songschreiber, Komponisten und Musiker des Musik-Verlags abschließen zu müssen. So soll der Ausbau bestehender Mobilfunk- und digitaler Online-Dienste beschleunigt und der Aufbau neuer Musikplattformen gefördert werden. Dies führe zu einer größeren Auswahl für die Verbraucher, heißt es bei der GEMA, wobei auch die Sony/ATV-Songschreiber und -Komponisten verstärkt von der legalen Nutzung ihrer Songs profitieren könnten. Martin Bandier, Geschäftsführer des nicht mit Sony BMG zu verwechselnden Musik-Verlages brachte ebenfalls den Wunsch zum Ausdruck, dass vom "nachhaltigen Erfolg" entsprechender Modelle "dann auch unsere Autoren und Komponisten profitieren".

Die GEMA hat für die paneuropäische Lizenzierung mit ihrer britischen Schwester MCPS-PRS den Central European Licensing and Administration Service (CELAS) aufgebaut. Die beiden Organisationen reagierten damit auf die umstrittene Mitteilung der EU-Kommission zur Forcierung des Wettbewerbs im Online-Musikmarkt aus dem Jahr 2003. Kritiker etwa im EU-Parlament befürchten aber, dass mit der Möglichkeit zur EU-weiten Direktlizenzierung ohne territoriale Begrenzungen eine Dominanz der großen europäischen Verwertungsgesellschaften einhergeht und die kulturelle Vielfalt in Europa leidet.

Guy Henderson, bei Sony/ATV für das internationale Geschäft zuständig, begründete die Entscheidung für die GEMA mit dem Argument, dass diese als führende europäische Verwertungsgesellschaft eine "umfangreiche Erfahrung im Bereich Lizenzierung und Inkasso" mitbringe. Man hoffe daher auf wachsende Geschäft im "überaus wichtigen digitalen Sektor". Der Vorstandsvorsitzende der GEMA, Harald Heker, sprach seinerseits von einer "großen Verbesserung". Die Kooperation ermögliche es der Münchner Institution, im Gegensatz zu nun leer ausgehender Schwestergesellschaften auch weiterhin das anglo-amerikanische Repertoire anzubieten. Heker werte den Abschluss zugleich als Signal, "dass sich das System der europaweiten Lizenzierung digitale Inhalte durchgesetzt hat".

Sony/ATV Music Publishing erwuchs 1995 aus einem Gemeinschaftsprojekt von Sony Music und Unternehmungen des Popstars Michael Jackson. Das Label besitzt oder verwaltet über 600.000 Urheberrechte vor allem älterer Pop- und Rockgrößen. Die Firma hat kürzlich den Katalog der unter anderem für Elvis tätig gewesenen Songschreiber Jerry Leiber und Mike Stoller sowie den der "Famous"-Verlagsgruppe aus New York erworben, der über Rechte an weltbekannten Filmmusiken verfügt. (Stefan Krempl) / (jk)