Nach dem US-Rückzug: Debatte um die Reform der Netzverwaltung

Während die Entscheidung der US-Regierung, die Kontrolle über den DNS-Verwalter IANA aufzugeben, zu Hause mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde, arbeitet die Netzcommunity erste Vorschläge für die Reform aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Der Chef der US-Telekommunikationsbehörde NTIA hat an die Internet-Community appeliert, ein tragfähiges Modell für das künftige Management der Adressverwaltung Internet Assigned Numbers Authority (IANA) zu finden. Die US-Politik müsse überzeugt werden, dass Selbstverwaltung funktioniert, sagte Lawrence Strickling am Vorabend des 49.Treffen der Internetrverwaltung ICANN, das am Samstag in Singapur beginnt.

Die Entscheidung der US-Regierung, die direkte Kontrolle über die Rootzone aufzugeben und den IANA-Vertrag 2015 auslaufen zu lassen, war allgemein begrüßt worden. Der Chef der lange Zeit mit der ICANN konkurrierenden Internationalen Fernmeldeunion (ITU), Hamadoun Touré rief dazu auf, alle Nationen und Interessenvertreter ins künftige IANA-Management einzubeziehen.

Trotz der Zustimmung für die IANA-Reform auch von US-Vertretern muss sich Stricklings Behörde gegen Vorwürfe wehren, sie betreibe einen Ausverkauf. “Wir müssen betonen, dass das Angebot an Bedingungen geknüpft ist”, sagte Strickling. Er hoffe daher, die Internet-Community werde “einen soliden Vorschlag” abliefern, der die Politiker beruhige.

Strickling begrüßte die Vorschläge des Internet Governance Project (IGP), soweit sie eine Regierungslösung für die IANA-Aufsicht ablehnen. Auch bei etwaigen Änderungsvorschlägen für das Affirmation of Committment (AoC) solle es nicht zuerst darum gehen, die Regierungen stärker einzubeziehen. Beim AoC geht es um die Überprüfung der ICANN-Aktivitäten, bei der die USA einen festen Sitz in den Prüfgremien der privaten Netzverwaltung hat.

Eine neue Organisation für das Management der IANA wie die von den IGP-Forschern vorgeschlagene Domain Name System Authority sei aber nicht zwingend notwendig, meint Strickling. Da wolle man der anstehenden Konsultation nicht vorgreifen. Möglicherweise könne der bislang von der NTIA vorgenommene Check beschlossener Änderungen der Rootzone vollständig automatisiert werden.

Eine Netzverwaltung ohne Gewaltenteilung, die durch eine schlichte Übernahme der IANA-Aufgaben durch die ICANN entstehen könnte, ist vielen Beteiligten nicht geheuer. IGP-Gründer Milton Mueller riet am Freitag dringend zu einer strukturellen Trennung von operativem und politischem Betrieb – das sieht der IGP-Vorschlag vor. (jow)