Internet-Verwaltung verweigert sich Regierungsforderungen zu Whois-Datenbanken

Die Auseinandersetzungen um Datenschutz beim Whois, das Informationen zu den Inhabern von Internet-Domains liefert, gehen beim 32. Treffen der Internet-Verwaltung ICANN unvermindert weiter.

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Von
  • Monika Ermert

Die Auseinandersetzungen um Datenschutz beim Whois, das Informationen zu den Inhabern von Internet-Domains liefert, gehen unvermindert weiter: Der Vorsitzende der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), Peter Dengate Thrush, hat eine sofortige Zusage an die Regierungen abgelehnt, neue Studien zu den Whois-Datenbanken in Auftrag zu geben. ICANNs Vorstand wolle zunächst eine Entscheidung des GNSO des für die generischen Top Level Domains (gTLDs) zuständigen Selbstverwaltungsgremiums innerhalb der Internet-Verwaltung, abwarten, sagte Dengate Thrush in einer Antwort auf die US-Regierungsvertreterin Suzanne Sene von der National Telecommuncation and Information Administration (NTIA).

Sene hatte bei einem gemeinsamen Treffen von ICANN Vorstand und Regierungsbeirat gefordert, Zahlen zur Nutzung und Qualität der Whois-Daten erheben zu lassen. "Wir haben keine Daten, keine Fakten", kritisierte Sene. Man wisse nicht, wieviele Whois-Nutzer es gebe, die Anspruch auf striktere Datenschutzregeln hätten, weil ihre lokalen Gesetze ihnen dies zusicherten. Man wisse nicht, wieviele Leute Proxy-Dienste nutzten, um ihre Identität bei entsprechenden Anbietern zu hinterlegen und wie oft solche Dienste misbraucht würden beziehungsweise Behörden keinen ausreichenden Zugang ermöglichten. "Es gibt eine Menge kommerzieller Unternehmen, die Profit schlagen aus betrügerischen Aktivitäten, Kinderpornographie, kriminellen Aktivitäten, die nur durch Anonymität und Anonymisierungsdienste ermöglicht werden," sagte Sene.

Zur Unterstreichung ihres Arguments hatte die US-Regierungsvertreterin Beamte von Cybercrime-Einheiten aus Zypern und Spanien eingeladen. Beide nannten einen offenen Zugang zu Whois-Daten von Domaininhabern als unverzichtbar für ihre Ermittlungen, bezogen sich in ihren Ausführungen aber im Wesentlichen auf IP-Adressen. Diese sind allerdings nicht in den Whois-Datenbanken des Domain Name System verzeichnet.

Sene forderte von der ICANN-Spitze unmißverständlich, sofort den Startschuß für die Erhebung der Daten und eine Neuregelung des Whois-Zugangs zu geben, unabhängig davon, was die in der Whois-Frage in ein Markenrechtlager und ein Datenschutzlager gespaltene GNSO entscheiden werde. Die Erfüllung der Regierungsforderung von einer Entscheidung der GNSO abhängig zu machen, entspreche auch nicht ihrem Verständnis von der Rolle der Regierungen in der privaten Netzverwaltung. "Wir haben jedenfalls nicht die Auffassung, dass unsere Empfehlungen für den Vorstand von Entscheidungen eines anderen Gremiums der Organisation abhängig sind."

Dengate Thrush blieb trotz des US-Vorstoßes aber dabei, dass der Vorstand erst dann entscheiden werde, wie der Regierungsanfrage zu entsprechen sei, wenn die GNSO ihren Beschluss vorgelegt habe. Ob der verweigerte Kniefall gegenüber den Regierungen ein Nachspiel hat, bleibt abzuwarten. Die GNSO hat ihre Entscheidung über Studien heute nochmals verschoben.

Zum 32. Treffen der Internet-Verwaltung ICANN siehe auch:

(Monika Ermert) / (jk)