Banken weiterhin "Too-big-to-fail"

Laut IWF hat allein in der Eurozone der Zinsvorteil, den Banken genießen, die zu groß sind, um pleite zu gehen, zuletzt bis zu 300 Milliarden Dollar betragen

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Nach dem Ausbruch der Weltfinanzkrise von 2008 wurde das übermäßige Größenwachstum der Banken klar als wesentlicher Krisenverursacher identifiziert. So hatte der damalige Federal Reserve Chairman Ben S. Bernanke die "Too-big-to-fail/Too-important-to-fail"-Banken (TBTF) zu "wesentlichen Verursachern" der Krise erklärt, während der zurzeit wohl meist gerühmte Notenbanker Mark Carney, der kanadische Gouverneur der Bank of England, konstatiert, dass systemisch wichtige Institute Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren könnten, was zu exzessiver privater Risikonahme führe und für die öffentlichen Finanzen ruinös sein könne.

Damit hatten die führenden Geldpolitiker freilich nur Standpunkte übernommen, die kritische Ökonomen aller Lager auch schon vor dem Krisenausbruch vertreten hatten. Demnach hatten etliche international aktive Großbanken bis 2007 Bilanzsummen erreicht, die locker das Sozialprodukt mittelgroßer Staaten übertrafen und/oder sie waren in derart umfangreiche Marktaktivitäten verstrickt, dass eine Pleite voraussichtlich zu einer Kettenreaktion und zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Finanzmärkte führen würde, der auch gravierende realwirtschaftliche Folgen hätte.

Weil die Märkte aber davon ausgehen, dass keine Regierung derlei riskieren wird, genießen diese TBTF-Banken nun einen Refinanzierungsvorteil gegenüber dem normalen Bankensektor, der offenbar eine starke Motivation darstellt, das dafür erforderliche Größenwachstum ohne viel Rücksicht auf die damit verbundenen Risiken zu erzielen.

Obwohl diese Problemlage nun schon seit mehr als vier Jahren allgemein anerkannt ist, ist sie nach wie vor weit entfernt davon, gelöst zu sein, was neben Carney nun auch vom aktuellen Global Financial Stability Report des IWF bestätigt wird.

So sei es laut den IWF-Ökonomen im Nachhinein betrachtet zumeist zwar tatsächlich sinnvoll gewesen, strauchelnde Systembanken zu retten. Nur sei das eben unter sehr starker Beanspruchung der Steuerzahler geschehen. Zudem neige die Risikonahme der TBTF-Banken dazu, exzessiv zu werden und ein "externes Risiko" zu schaffen, dessen Ausmaß von der Höhe des impliziten Zinsvorteils abhängt. Es wäre nach dem IWF also enorm wichtig, dieses Problem abzubauen. Nur sind die Großbanken seit 2007 nur noch größer geworden und auch die Zinsvorteile hätten sich nicht wesentlich reduziert.

Bilanzsummen der größten Banken von 1997 bis 2012. Grafik: Global Financial Stability Report

Den Zinsvorteil haben die Ökonomen nun anhand der real bezahlten Zinsen, der dadurch explizit erfolgten Verbesserungen ihrer Kreditrankings und der Preise für ihre Kreditversicherungen (CDS) quantifiziert, wobei sie zu durchaus konsistenten Ergebnissen kommen. Demnach habe selbst in den USA, wo die meisten ordnungspolitischen Maßnahmen getroffen wurden, der Zinsvorteil der Großbanken 2013 noch immer mindestens 15 Basispunkte (100 Bp. = 1 Prozentpunkt) betragen, während es in Japan und Großbritannien bis zu 60 Bp. waren und der Zinsvorteil in Europa sogar 60 bis 90 Bp. erreicht habe.