Telekom-Bespitzelung: Jetzt offenbar auch Festnetzanschlüsse betroffen

Die Bonner Staatsanwaltschaft hat einen Bericht des Handelsblatts bestätigt, wonach es Hinweise gebe, dass auch Festnetzanschlüsse von den Bespitzelungen betroffen seien. Bislang war nur von Handy-Verbindungsdaten bei T-Mobile die Rede.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Mit der von der Deutschen Telekom proklamierten Offenheit beim Umgang mit der Bespitzelungsaffäre, von der Mitarbeiter, Aufsichtsräte und auch konzernfremde Personen betroffen sind, ist es offenbar nicht weit her. Fast täglich kommen neue Details zu Vorgängen ans Tageslicht, von denen das Unternehmen eigentlich wissen müsse. So bestätigte die Bonner Staatsanwaltschaft am heutigen Donnerstag einen Bericht des Handelsblatts, wonach es Hinweise gebe, dass auch Festnetzanschlüsse von den Bespitzelungen betroffen seien. Bislang war nur von Handy-Verbindungsdaten bei T-Mobile die Rede.

Dem Bericht zufolge sind neben dem privaten Festnetzanschluss eines Handelsblatt-Redakteurs auch dessen Büroanschluss und der eines Kollegen ausgespäht worden. Außerdem seien die Handy-Verbindungen beider Journalisten überprüft worden. Pikant dabei: Teilweise handelt es sich dabei gar nicht um Telekom-Anschlüsse, sondern um Anschlüsse der Konkurrenzunternehmen NetCologne (Festnetz), O2 und E-Plus. Net Cologne und O2 hätten aber erklärt, der Telekom keine Verbindungsdaten zur Verfügung gestellt zu haben. "Wir haben definitiv keine Verbindungsdaten zu Spitzelzwecken an die Telekom geliefert", zitiert das Handelsblatt den Chef von NetCologne, Werner Hanf.

Auf der von der Telekom eingerichteten "Internetseite zur aktuellen Datenschutzlage" ist unterdessen weiter nur die Rede davon, dass die Deutsche Telekom Mitte Mai Strafanzeige erstattet habe, "da dem Unternehmen Erkenntnisse über die missbräuchliche Nutzung von Telefon-Verbindungsdaten aus dem Mobilfunkbereich vorlagen". Aktualisiert wurde der Lagebericht seit eineinhalb Wochen nicht mehr. Der Kreis der Betroffenen hat sich laut Staatsanwaltschaft inzwischen auf mindestens 60 Personen ausgeweitet. Allerdings wurde erst rund ein Fünftel der vorliegenden Daten ausgewertet.

Eine Erklärung dafür, dass der Staatsanwaltschaft nun auch Verbindungsdaten von Konkurrenten der Telekom vorliegen, könnte laut Handelsblatt sein, dass das Unternehmen Server gescannt hat, auf denen Anrufdaten gespeichert werden, die zur Berechnung von Gebühren für die Weiterleitung von Gesprächen in ihr eigenes Netz genutzt werden. In diesem Datenpool hätte die Telekom dann nach den Nummern fischen müssen, die den Redakteuren gehörten. Allerdings wäre der Aufwand dahinter "phänomenal", sagte NetCologne-Chef Hanf der Wirtschaftszeitung.

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(pmz)