re:publica: In der Wildnis überleben

Nach bescheidenen Anfängen ist aus der re:publica die wichtigste Konferenz zu Internetthemen geworden, aber auch ein Rummelplatz des digitalen Gedröhns. Besucher seien vor überfrachteten Erwartungen gewarnt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Ab Dienstag erwarten die Veranstalter der re:publica bis zu 6000 Besucher, mehr als das Achtfache der ersten re:publica, die als Konferenz von Bloggern für Blogger im Jahre 2007 begann. Sieben Jahre später können sich die Besucher auf 350 Sessions über die ganze Palette von Internetthemen informieren, von A wie Arbeiten bei Microsoft bis Z wie Zeitreise durch 200 Jahre Widerstand. Irgendwo in der Mitte liegen H wie Hasselhoff, der als Freiheits-Botschafter auftritt, und H wie der Start von Hostwriter, eine Art AirBnB für Journalisten auf Recherche.

Zur re:publica gibt es einige Bedienungsanleitungen für Besucher, die bizarre Rituale wie das Gruppen-Karaoke von Bohemian Rhapsody zur Pflicht erklären oder einfach nur auf den absoluten Mangel an Steckdosen hinweisen. Wie es sich für eine Konferenz dieser Größe gehört, gibt es ein umfassendes Rahmenprogramm. Nur die ultimative Partyliste fehlt, weil der Veranstaltungsort selbst die angesagte Location für eine Party sein will.

Thematisch findet die re:publica nicht nur vor der Europawahl statt, sondern auch unter dem Vorzeichen der TTIP-Verhandlungen als Nachläufer von ACTA. Die Debatten über die Ukraine hinzugenommen zeichnet sich ab, dass diese re:publica wieder einmal politischer ausgerichtet ist. Die Zeiten, in denen sich die Digital Natives von ihrem Guru Peter Kruse feiern ließen, sind vorbei. Diese Einordnung entpuppt sich ohnehin als Mythos in einer Zeit, wo darauf geachtet wird, gegenüber potenziellen Arbeitgebern eine saubere Online-Identität vorweisen zu können. Wo aber Datenaskese kein gangbarer Ausweg ist, bleibt nur noch das Leben und Sterben als Troll, im Heise-Forum natürlich. (anw)