3D-Drucker und Scanner auf der FabCon 3D und Rapid.Tech

Das Erfurter Frühlingsfest des 3D-Drucks hat in diesem Jahr einige Überraschungen in petto: Es gibt neue Maschinen und Materialien zu sehen und wer will, kann sich auf Knopfdruck von Kopf bis Fuß dreidimensional und in Farbe scannen lassen.

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Von
  • Peter König

Die jährliche EuroMold ist zwar das Hochamt der 3D-Drucker-Szene in Deutschland, aber die Erfurter Doppelmesse Rapid.Tech & FabCon 3D ist ihr Familientreffen: Hier teilen sich etablierte Industriemaschinen-Hersteller eine einzige Messehalle mit Start-ups, die 3D-Drucker für Bastler oder Schulen entwickeln. Auf Drucker-Rohmaterial spezialisierte Firmen sind ebenso vertreten wie professionelle Rapid-Prototyping-Dienstleister, während einen Stand weiter beispielsweise das Perpetual Plastic Project aus den Niederlanden praktisch vorführt, wie sich Kunststoff-Abfall zu neuem Rohstoff für 3D-Drucke recyclen lässt.

Da beim 3D-Druck die Grenzen zwischen Geräten für Privatanwender und Maschinen für Profis zunehmend verschwimmen und sich etwa eine neue Druckerklasse für Einsteiger mit gehobenen Ansprüchen bildet, liegt es eigentlich auf der Hand, die Industriemesse Rapid.Tech und die Community-Veranstaltung FabCon 3D gleichzeitig und unter einem Dach abzufeiern. Anders als bei der FabCon-Premiere im vergangenen Jahr überschnitten sich die Messen diesmal allerdings nur für einen Tag: Während die Rapid.Tech bereits am Donnerstag zu Ende ging, kann man die FabCon 3D noch bis einschließlich Samstag besuchen; die ungenutzte Hälfte der Halle verschwindet hinter einer Trennwand. Die Messe ist Freitag von 10 bis 21 Uhr und Samstag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Rapid.Tech und FabCon 3D 2014 (9 Bilder)

Firmennamen in 3D drucken

Mancher Aussteller benutzt seine Vorführgeräte, um den eigenen Firmennamen ganz plastisch in Szene zu setzen. Im Hintergrund der 3D-Drucker BeeTheFirst von BeeVeryCreative, vertrieben von iGo3D – ein Testbericht erscheint in Kürze in c't.

Als Publikumsmagnet erwiesen sich auch in Erfurt wieder einmal fotorealistische 3D-Miniaturen von realen Menschen, sogenannte Mini-mes, die manchmal auch als 3D-Selfies bezeichnet werden. Man findet sie etwa in der Vitrine von 3Dfab und bei Botspot. Diese Berliner Firma hat gleich auch ihren 3D-Fotogrammetrie-Scanner mitgebracht: In einem zerlegbaren Pavillon aus Aluminiumrahmen sind nicht weniger als 60 Spiegelreflexkameras verteilt angebracht, die sich mit einem Knopfdruck alle gleichzeitig auslösen lassen. Anschließend berechnet eine Fotogrammetrie-Software aus den 60 Bildern ein 3D-Modell. Der 3D-Scan von Personen, Paaren, Tieren und Gegenständen dauert damit nur noch einen Sekundenbruchteil.

Botspot gibt allerdings keine 3D-Datenmodelle heraus, sondern bereitet die rohen Scandaten druckreif auf und verkauft farbige 3D-Drucke davon. Wer will, kann sich gleich auf der Messe scannen lassen und seine eigene Miniatur bestellen: Los geht es bei 210 Euro für eine 15-cm-Figur; 35 Zentimeter kosten 780 Euro. Auch den Scanner kann man von der Stange kaufen – zum Messepreis von 80.000 Euro (regulär 100.000 Euro), inklusive Software und Rechner.

Auf dem Tresen vor dem Reichelt-Stand in der FabCon-Hälfte der Halle steht der Prototyp des kommenden zweiten 3D-Druckers von Velleman. War der Vorgänger K8200 noch ein offener Rahmenbau aus Aluminiumprofilen, wird die Technik beim noch namenlosen Nachfolger von einem Acrylglasgehäuse eingefasst. Beim Vorabmodell stammen dessen Verbinderelemente noch selbst aus einem 3D-Drucker, beim Seriengerät sollen sie im Spritzguss gefertigt werden. Der 3D-Drucker hat zwei Düsen für zwei unterschiedliche Materialien, er soll zum Weihnachtsgeschäft fertig sein und rund 800 Euro kosten.

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In anderen Preisklassen bewegt sich der deutsche Lasersinter-Spezialist EOS. Er zeigte auf der RapidTech als Neuheit sein Metall-Produktionssystem M 290. Diese Industriemaschine ist für die Produktion mittels additivem Verfahren gedacht und deshalb auf einfache Bedienbarkeit getrimmt, etwa über einen Touchscreen an der Vorderseite. Der Innenraum ist beleuchtet, optional können während der Fertigung der Teile automatisch Dokumentationsfotos des Baufortschritts geschossen werden, um beispielsweise die Produktion von medizinischen Prothesen oder Flugzeugteilen für die Qualitätssicherung lückenlos zu dokumentieren. Die maximale Modellgröße beträgt 25 cm × 25 cm × 32,5 cm.

HypeCask vertreibt jetzt nicht nur den Schweizer Dreiarm-Drucker Delta Tower in Deutschland, sondern hat auch einen der noch raren Stereolithografiemaschinen unter 10.000 Euro in sein Programm aufgenommen. Der Asiga PicoPlus39 verfestigt Objekte bis zu einer Größe von 5 cm × 3,12 cm × 7,5 cm aus UV-Licht-empfindlichem Kunstharz, wobei ein eingebauter Beamer jeweils eine komplette Modellschicht in einem Rutsch belichtet. Bei einer Schichtdicke von 25 µ soll die Maschine immerhin 1,2 cm Material pro Stunde aufschichten. Verschiedene Materialien stehen zu Wahl, etwa Wachs-Polymere für Gussmodelle, biologisch verträgliche Kunststoffe für Prothesen oder Materialien, die durch nachträgliches Erhitzen zusätzlich gehärtet werden.

Nicht nur bei den Druckern, auch beim Rohmaterial tut sich einiges, und zwar auch bei Herstellern, die aus anderen Branchen bekannt sind: Der Leitungs- und Lagerspezialist Igus bietet sein Material iglidur, das besonders abriebfest ist und sich daher für Lager und gleitende Teile eignet, jetzt auch auf Filamentrollen zum Selbstdrucken an. Das britische Unternehmen Fenner Drives verteilt auf der Messe Probetütchen mit NinjaFlex, einem flexiblen, aber kaum dehnbarem Material, das sich in gängigen FDM-Druckern verarbeiten lassen soll und das es wohl bald bei Conrad zu kaufen geben wird.

Neben dem Blick auf solche neuen Produkte, Materialien und Dienstleistungen liegt der besondere Wert und Reiz der schnuckeligen Doppelmesse aber nicht zuletzt im intensiven Austausch innerhalb der überschaubaren 3D-Druck-Community. Für Diskussionsstoff sorgte in diesem Jahr die Ankündigung des CAD-Software-Schwergewichts Autodesk, selbst in die Produktion von 3D-Druckern einsteigen zu wollen.

Zusätzlich begleitet ein umfangreiches Vortragsprogramm die FabCon 3D. Zur Eröffnung sprach Josef Průša, einer der Köpfe hinter dem RepRap-Projekt, das das Ziel verfolgt, Open-Source-Drucker zu entwickeln, die sich selbst reproduzieren können. Am Freitag moderiert c't-Hacks-Redakteur Philip Steffan eine Podiumsdiskussion zum Thema "3D-Druck unter Erwartungsdruck: Was bleibt nach dem Hype?" Seine Gäste auf dem Podium sind Fabbster-Chef Carl Fruth, Alexander Hafner vom MakerBot-Distributor Hafner's Büro, Manfred Ostermeier von Botspot, Marlene Vogel vom 3D-Druckdienst Trinckle sowie der Buchautor und HypeCask-Gründer Florian Horsch.

Weitere Vorträge haben beispielsweise den 3D-Druck eines Kanalhauses in Amsterdam zum Thema oder beschäftigen sich mit dem weltweiten 3D-Drucker-Netzwerk 3D Hubs. Alle Vorträge sollen in Kürze in voller Länge im YouTube-Channel der FabCon 3D zu finden sein. (pek)