Resilienz statt Klimaschutz - Anpassung an das Unvermeidbare

Da der Klimawandel nicht mehr zu stoppen ist, will die EU auf Resilienz, also die Anpassung an sich ändernde Lebensbedingungen umschwenken

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Auch das selbsternannte Klimamusterland Deutschland wird bis 2023, dem Jahr also, in dem das letzte AKW vom Netz geht, sein nationales Kohlendioxid-Reduktionsziel schon um zwölf Prozent verfehlt haben. Bis 2040 dann um voraussichtlich 35 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die im Auftrag des Stadtwerkeverbunds Trianel erstellte Studie "Der ideale Kraftwerkspark".

Grund für das Scheitern ist das zunehmende Ausbremsen der Erneuerbaren und der hohe Bestand an alten Braun- und Steinkohlekraftwerken, die, so die Aussage der Stadtwerke, flexiblere und klimaschonendere Kapazitäten wie Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerke aus dem Netz drängen.

Auch der seit Jahren als große Errungenschaft gehegte und immer wieder aufgepäppelte Emissionshandel funktioniert nicht. Nur die beim Umweltbundesamt (UBA) angesiedelte Emissionshandelsstelle versucht sich noch in aufmunterndem Pathos. Der Emissionshandel selbst funktioniere, allerdings hapere es an dessen Wirksamkeit.

Was aber aufs gleiche hinausläuft - eine im luftleeren Raum agierende Bürokratie, die mit der Einhaltung von Regeln befasst ist, die niemandem nützen. Die Zahlen von 2013 zeigten deutlich die wieder steigenden Emissionen im Energiesektor.

Der Grund ist auch hier, dass für die Energieversorgung immer mehr Kohle verbrannt wird und erhöhter Energieverbrauch auch noch durch die Befreiungen gefördert wird. Die Rettung des Emissionshandels (nicht des Klimas!) soll jetzt darin liegen, 1,6 Mrd. bereits an die Unternehmen verteilten CO2-Zertifikate zu löschen - wenn Klimaschuz in Realität bloß so einfach wäre wie das Löschen der Excel-Tabelle der Beamten.

Kurswechsel bei der EU

Auf EU-Ebene hat das Umdenken bereits begonnen. Dort mag man weder weiter auf die kurzsichtigen nationalen Energiepolitiken innerhalb der EU noch auf unwirksame Klimaschutzinstrumente hoffen. Stattdessen schwenkt man dort jetzt um: vom Versuch, den Klimawandel zu stoppen, hin zur Akzeptanz des Unvermeidlichen und zur Unterstützung bei der Anpassung an die neuen Lebensbedingungen im Klimawandel.

Deshalb setzt die EU-Kommission auf "Resilienz", also die Widerstandsfähigkeit gegenüber klimabedingten Umweltkatastrophen und sich schleichend ändernden Klimabedingungen, die den Ackerbau, die Wasserversorgung und die Bewohnbarkeit betroffener Landstriche erschweren.

Beim ersten EU-Forum zum Thema Resilienz im April sagte die EU-Kommissarin Kristalina Georgieva, das Konzept von Resilienz sei im Grunde nicht neu. Allerdings würden Betroffene bisher nur bei Krisen kurzfristige mediale Aufmerksamkeit erfahren. Die eigentliche Herausforderung sei aber die Erfolge von Resilienz zu vermitteln.

Die EU hat einen Aktionsplan für die Resilienz in krisenanfälligen Ländern aufgelegt. Schwerpunkte sind zunächst Sahel, Westafrika und das Horn von Afrika. Regionen, in denen die Lebensbedingungen mit ein Grund für die politisch instabile Situation sind, auch dafür, dass immer mehr Flüchtlinge aus den betroffenen Regionen in EU-Länder wollen.