NSA-Skandal: Afghanistan verurteilt totale Telefonüberwachung

Nachdem Wikileaks enthüllt hat, dass neben den Bahamas auch in Afghanistan alle Telefonate von der NSA aufgezeichnet und gespeichert werden, reagiert Präsident Karzai. Die Systeme die dafür genutzt werden, sollen sofort abgeschaltet werden.

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Die afghanische Regierung hat die enthüllte totale Überwachung aller Telefonate des Landes durch die NSA verurteilt und Maßnahmen dagegen angekündigt. Das berichten übereinstimmend die Afghanistan Times und Khaama Press unter Berufung auf ein Kabinettstreffen am Wochenende. Zuvor hatte Wikileaks auf Twitter erklärt, dass Afghanistan neben den Bahamas das zweite Land ist, in dem die NSA im Rahmen des Überwachungsprogramms Mystic alle Telefonate inklusive deren Inhalt aufzeichnet und für mindestens 30 Tage speichert.

Glenn Greenwald wollte nicht enthüllen, dass Afghanen so überwacht werden.

(Bild: heise online/Detlef Borchers)

Gleen Greenwald hatte vergangene Woche auf The Intercept weitere Einblicke in das ursprünglich von der Washington Post enthüllte Programm Mystic gegeben. Demnach werden darunter die Verbindungsdaten aller Telefonate in Mexiko, Kenia und auf den Philippinen gespeichert. Auf den Bahamas würden darüber hinaus alle Inhalte für mindestens 30 Tage gespeichert. Das zweite Land, das derart totalüberwacht wird, wollte Greenwald jedoch nicht benennen, weil er überzeugend davor gewarnt worden sei, dass diese Enthüllung Gewalt auslösen könnte. Wikileaks, die Whistleblowing-Plattform von Julian Assange, hatte das massiv kritisiert und schließlich geschrieben, dass es sich bei diesem zweiten Land um Afghanistan handle.

Die Regierung des kriegsgeschüttelten Staats hat die mutmaßliche Totalüberwachung nun scharf verurteilt, schreibt Khaama Press. Sie stelle einen Verstoß der nationalen Souveränität dar und verletze die Menschenrechte der Afghanen. Kommunikations- und IT-Minister Amirzai Sangin habe erklärt, die Überwachung geschehe über Geräte, die eigentlich installiert worden seien, um gegen den Drogenhandel vorzugehen. Präsident Karzai habe die zuständigen Ministerien nun angewiesen, diese Operationen umgehend zu stoppen. Außerdem lehnte Karzai ein Treffen mit US-Präsident Obama ab, der überraschend zu einem Truppenbesuch eingetroffen war.

Die Deutschen sollen Gastfreundschaft beweisen.

(Bild: Campact)

Nachdem vergangene Woche bereits die bahamaische Regierung gegen die Überwachung der eigenen Bevölkerung protestiert hat, weitet sich der diplomatische Schaden für die USA mit der Reaktion in Afghanistan nun aus. In Deutschland wird derweil weiter über den Umgang mit Edward Snowden diskutiert, der angeblich seinen Anwalt über eine Rückkehr in die USA verhandeln lässt. Dass er jedoch auch hierzulande willkommen wäre, sollen Unterstützer von Campact nun mit der Aktion "Ein Bett für Snowden" unter Beweis stellen. Mit einem Türschild sollen sie dem Whistleblower diese Schlafmöglichkeit anbieten. (mho)