SAP und Eclipse - Liebe auf den zweiten Blick

Deutschlands größter Softwarehersteller SAP etabliert sich mehr und mehr als aktives Mitglied der Eclipse Foundation. Neue Projekte und Veranstaltungen für Eclipse-Entwickler untermauern das.

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Von
  • Alexander Neumann

Erst auf den zweiten Blick erschließt sich, dass beim größten deutschen Anbieter von Business-Software sich im Bereich Open-Source-Software etwas tut. Sichtbar wird das bislang vor allem im Umfeld der Eclipse-Entwicklung, was aber nicht heißt, dass andere Open-Source-Organisationen zukünftig nicht auch von der Expertise des Walldorfer Softwareriesen profitieren könnten. SAP Ventures, der Investment-Arm des deutschen Software-Herstellers, hat unabhängig von dem technischem Know-how immer wieder in Open-Source-Firmen wie Alfresco, Red Hat, Zend oder früher MySQL AB investiert.

War SAP lange Zeit der einzige sogenannte Strategic Consumer unter den Eclipse-Mitgliedern und hat das Geschäfts- und Projektgebaren der Foundation und der durch sie verwalteten Projekte eher nur dezent im Hintergrund beobachtet – wenn auch finanzkräftiger als viele andere –, so hat innerhalb der letzten zwei, drei Jahre offensichtlich ein Umdenken bei SAP stattgefunden. Das Unternehmen hat das Upgrade zum Eclipse Strategic Member vollzogen, einen Open Source Program Manager eingeführt, anderswo heißt das dann gleich Evangelist, und ist mittlerweile schon in mehr als fünf Eclipse-Projekten involviert.

So finden sich Committer schon länger in folgenden Projekten: Model To Text (M2T), TMF Xtext, Memory Analyzer, WTP EJB Tools, Equinox und WTP Java EE Tools. Und auch bei dem gerade erst akzeptierten "Eclipse Git Team Provider"-Projekt (EGit), das Werkzeuge für JGit, die Java-Implementierung des verteilten Versionskontrollsystems, zur Verfügung stellen soll, ist SAP mit mehreren Entwicklern dabei. Ganz neu ist ein Vorschlag unter dem Namen Pave, den SAP-Entwickler Ende der letzten Woche eingebracht haben.

Schließlich hat der Konzern am 19. Mai eines von vielen weiteren Eclipse Galileo Demo Camp in Walldorf ausgerichtet. Die Camps möchten Galileo, die nächste Simultan-Release unterschiedlicher Eclipse-Projekte, informell würdigen. Das SAP-Camp zog deutlich über 150 Teilnehmer, davon ungefähr die Hälfte externe Besucher.

Den Wandel in der Wahrnehmung von Open Source unterstrich Hervé Couturier, Executive Vice President Technology Development bei SAP, dass in großen Unternehmen noch vor nicht allzu langer Zeit über den Einsatz von quelloffener Software oder Codeschenkungen allein auf Vorstandsebene entschieden wurde. Heute werden solche Entscheidungen schon drei Ebenen tiefer getroffen, weiß Couturier aus Erfahrung.

Die Veranstaltung machte eines deutlich, dass die Eclipse-Plattform vor allem eine Zukunft als Laufzeitumgebung haben könnte. Die in den Demos kurz vorgestellten Werkzeuge setzten größtenteils auf der Eclipse-OSGi-Implementierung Equinox auf, die die zentrale Komponente des noch jungen Eclipse-Runtime-Projekts ist.

Die SAP-Eclipse-Story ist noch nicht vorbei. Am 7. Juli wird Harald Müller, verantwortlich für die Runtime-Techniken bei SAP, auf dem Eclipse Application Developer Day 2009 in Karlsruhe eine Keynote halten. (ane)