IPv6-Internetzugang

Das Internet-Protokoll in Version 6 überbrückt dank seines riesigen Adressbereichs die Grenzen zwischen lokalen Netzen und dem globalen Internet. Im Test zeigen IPv6-Internetzugänge per Tunnel oder DSL, wie sie LANs ans Internet anbinden.

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Lesezeit: 19 Min.
Von
  • Reiko Kaps
Inhaltsverzeichnis

Der Vorrat an IPv4-Adressen erschöpft sich laut verschiedener Studien in den kommenden fünf Jahren. Techniken wie Network Address Translation (NAT) und Port Forwarding verlängerten bislang die Galgenfrist etwas, allerdings erfordern sie einige Arbeit beim Einrichten und sie funktionieren längst nicht mit jedem Dienst reibungslos. Unter IPv6 sind Adressen rein rechnerisch in Hülle und Fülle vorhanden, was derartige Hilfen überflüssig macht. Im Augenblick steht gut ein Achtel aller IPv6-Adressen für Rechner im Internet bereit, die verbleibenden 297,75 Sextillionen Adressen werden für spezielle Zwecke wie Multicast oder linklokale Adressen genutzt oder sind bislang noch durch die Internet Engineering Task Force (IETF) reserviert.

Obwohl sich IPv4 und IPv6 untereinander nicht verstehen, können sie jedoch nebeneinander arbeiten. Der Umstieg zu IPv6 kann also langsam und schleichend stattfinden. Soweit die Theorie, in der Praxis hat sich das neue Protokoll jedoch nur in einigen Regionen der Erde verbreitet. Europa und Nordamerika zeigen dank üppiger IPv4-Adressbereiche nur wenig Engagement für IPv6. Die Backbone-Betreiber nutzen es zwar, auch stellt beispielsweise T-Online für Geschäftskunden IPv6-Zugänge bereit, doch gibt es nur von wenigen, zumeist kleinen Anbietern IPv6-fähige Internet-Zugänge für Privatkunden.

Einen anderen Weg ins Internet der nächsten Generation ebnen 6in4-Tunnel, die das Protokoll über bestehende IPv4-Leitungen transportieren. Die beiden Endpunkte des Tunnels verpacken IPv6-Pakete in IPv4-Pakete und senden sie sich gegenseitig zu, sodass man darüber eine Brücke ins IPv6-Internet erhält.

In einem Test haben wir beide Möglichkeiten unter Windows XP, Vista und Linux auf ihre Praxistauglichkeit überprüft. Die Rechner arbeiteten dabei als Router, die den IPv6-Zugang für andere LAN-Teilnehmer bereitstellen.

Die grundlegende IPv6-Einrichtung auf Windows und Linux beschreiben die Beiträge IPv6:Das Mega-Netz und IPv6 für kleine Netze. Damit der Zugang anderer LAN-Rechner ins IPv6-Internet klappt, beleuchtet dieser Praxistest besonders das Routing bei IPv6 und zeigt Möglichkeiten, wie man Internet-Dienste aufruft, die ausschließlich IPv4 beherrschen. Die IPv6-Adressen in den Beispielen entstammen dem reservierten Präfix 2001:db8::/32, das zur Dokumentation gedacht ist. Für eigene Versuche tauscht man ihn gegen das eigene, vom DSL- oder Tunnel-Provider zugewiesene IPv6-Präfix aus.

Beim Internet-Zugang per 6in4-Tunnel setzten wir auf den Tunnelbroker sixxs.net, der in Deutschland Tunnelendpunkte bereitstellt. Für den Tunnelaufbau haben die beiden Sixxs-Betreiber Pim van Pelt und Jeroen Massar die Client-Software aiccu entwickelt, die unter Windows, zahlreichen Linux- und BSD-Distributionen läuft. Für andere Betriebssysteme steht der Quelltext bereit.

In einem weiteren Test-Netz brachten wir mittels eines DSL-Zugangs von Titan-DSL Linux und Vista-Rechner ins IPv6-Internet. Windows XP beherrscht die IPv6-Einwahl über PPP leider nicht, sodass es hier nicht antreten konnte. Erst nach Abschluss des Tests kam der Einwahltreiber cFos IPv6 Link auf den Markt, sodass wir ihn nicht berücksichtigen konnten.

Die IPv6-Router-Rolle übernimmt im Testbetrieb ein Notebook oder ein herkömmlicher PC. Viele Firmen-Router wie die von Cisco beherrschen IPv6 von Hause aus, bei Heim-Routern vermisst man es jedoch meist. Anders ist es bei Modellen, die mit freien Firmware-Varianten wie OpenWRT oder DD-WRT laufen. Sie sprechen IPv6 und bringen alle nötigen Hilfsmittel mit. Da die WRT-Firmware-Versionen auf Linux aufsetzen, weicht die IPv6-Einrichtung kaum von der eines Standard-Linux ab. Zusätzliche Hilfen bieten die Projektseiten von OpenWRT und DD-WRT.