Festplattenplatz via iSCSI

Das Protokoll iSCSI verbindet speicherplatzhungrige PCs mit Netzwerk-Festplatten, sodass sie sich wie lokal installierte Geräte verwenden lassen. Damit wäre sogar ein Harddisk-loses und geräuscharmes Mediencenter im Wohnzimmer machbar.

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Von
  • Karsten Violka
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Das Netzwerkprotokoll iSCSI knüpft in Rechenzentren sogenannte Storage Area Networks (SAN), die Server-Systeme bedarfsgerecht mit Festplattenspeicher versorgen. Die Verkabelung der Speichernetze mit herkömmlichem Gigabit-Ethernet via TCP/IP und iSCSI ist deutlich kostengünstiger als spezielle Fibre-Channel-Verbindungen, die für hohe Transferleistung und Redundanz ausgelegt sind.

Mittlerweile können auch die Desktop-Betriebssysteme iSCSI und einige NAS-Geräte der gehobenen Preisklasse als "iSCSI-Target" Speicherplatz freigeben. Auch Linux-Systeme stellen iSCSI-Freigaben bereit, etwa die NAS-Distributionen FreeNAS und Openfiler.

Anders als herkömmliche Netzwerkfreigaben, von denen Anwender etwa mit dem Microsoft’schen SMB-Protokoll Dateien abrufen können, überträgt iSCSI stets rohe Datenblöcke über die Leitung und funktioniert unabhängig von einem Dateisystem. Das spart Netzwerk-Overhead und verspricht hohen Datendurchsatz. Via iSCSI verlängert man quasi ein Festplattenkabel über das lokale Netzwerk, um es direkt an einen Client-PC anzuschließen. Die Daten laufen dabei über eine einfache TCP-Verbindung, der Server lauscht standardmäßig auf Port 3260.

Sobald man Windows mit einer iSCSI-Freigabe verbindet, taucht in der Datenträgerverwaltung eine zusätzliche Festplatte auf, die auf den ersten Blick nicht von einer lokalen physischen zu unterscheiden ist. Sie lässt sich wie gewohnt partitionieren und mit einem Dateisystem formatieren. In Heimnetzen und kleineren Büros kann das iSCSI-Protokoll nützlich sein, um bestimmten Anwendungen mehr Speicherplatz zu verschaffen, die nicht ohne Weiteres mit einer herkömmlichen Netzwerkfreigabe funktionieren. So zeichnet Microsofts Media-Center Fernsehsendungen normalerweise nur auf lokale Festplatten auf – via iSCSI lässt sich dafür auch eine Netzwerkfestplatte nutzen.

iSCSI-Freigaben sind allerdings nur für Punkt-zu-Punkt-Verbindungen geeignet: Das Protokoll kennt keine sicheren Mechanismen, um mit mehreren Anwendern gleichzeitig auf denselben Netzwerkspeicher zuzugreifen. iSCSI bietet einen Authentifizierungsmechnismus (CHAP), verschlüsselt die übertragenen Daten aber nicht selbst. Wer sichergehen will, dass im lokalen Netz niemand iSCSI-Daten auf der Leitung mitlesen kann, muss die Verbindung mit IPsec verschlüsseln.

Microsoft bietet ein iSCSI-Target nur mit dem spezialisierten Windows Storage Server an, Windows Server 2003 und 2008 können von Haus aus keinen Speicherplatz via iSCSI freigeben. Wer sich mit Linux als iSCSI-Target nicht anfreunden mag, findet hier die kostenlose Version der Software StarWind, mit der auch ein Windows-XP-PC Speicherplatz via iSCSI freigeben kann.

Es gibt bereits eine Handvoll NAS-Geräte, die als iSCSI-Target funktionieren; die günstigen Modelle kennen das Protokoll in der Regel aber nicht. In der iSCSI-Implementierung scheint es zudem Unterschiede zu geben: Von einem NAS-Gerät der Firma Thecus wollte ein Windows XP, das wir wie im Folgenden beschrieben für den Netzwerkstart vorbereitet hatten, nicht booten.