Teilenteignung zur Rettung der Lebensversicherungen

Da Zinsen für Staats- und Bankenrettung nach unten geprügelt wurden, müssen nun offenbar Lebensversicherer auf Kosten der Versicherten gerettet werden

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Im Eilgang tritt die Bundesregierung an, um die Lebensversicherungen auf Kosten der Kunden zu retten. Es wurde am heutigen Mittwoch ein Gesetzentwurf verabschiedet, der noch in diesem Sommer von der großen Koalition beschlossen werden soll. Der sieht vor, die Beteiligung der Kunden an den stillen Reserven und den Garantiezins deutlich zu kürzen.

Man darf davon ausgehen, dass die Lage für viele Lebensversicherer schlecht ist, wenn man nun schon mit einer Art Enteignung der Sparer kommt. Davon kann man durchaus sprechen und der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert sie längst auf breiter Front.

Nach Ansicht der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, die sich auf Daten des Finanzministeriums bezieht, würden die "Kunden im Durchschnitt 440 Euro weniger" erhalten. Im Einzelfall kann das viele Versicherungskunden aber sehr viel teurer zu stehen kommen.

"Sofort spürbar sind die Auswirkungen besonders bei jenen Kunden, deren Lebensversicherung in Kürze fällig wird", erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale. Sie müssten damit rechnen, dass sich die Summe deutlich reduziert, die sie ausgezahlt bekommen.

"Die Bewertungsreserven können bei einer Auszahlung über 50.000 Euro durchaus bei 2000 bis 4000 Euro liegen.“

Die geplanten Neuregelungen betreffen prinzipiell alle Inhaber einer Kapitallebensversicherung oder einer privaten Rentenversicherung und sicher sollte jeder schnell prüfen, ob ein Ausstieg sinnvoll ist. Das kann aber nur im Einzelfall entschieden werden.

Das ist eine der negativen Konsequenzen der Geldschwemme und Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie hat Zinsen aus konjunkturpolitischen Erwägungen nach unten geprügelt. Sie hat zudem den Markt mit Geld geflutet, um eine Show über eine angeblicheerfolgreiche Rettung Irlands und Portugals abzuziehen und um die Zinslast für große Euroländer wie Spanien und Italien zu senken, die ebenfalls abzustürzen drohten.

Gewonnen wurde mit einer solchen "Rettung" von Staaten nicht viel, die vor allem wegen der Bankenrettung wie Irland, Spanien und Zypern zur Rettungskandidaten wurden. Deren Schulden sind wie die Griechenlands und Portugals ebenfalls immer weiter gestiegen und nun noch deutlich gefährlicher als vor der "Rettung".

Es wurde nur Zeit gewonnen und temporär Druck herausgenommen. Doch muss nun alles getan werden, um die Zinsen niedrig und niedriger zu halten. Das bringt das Geldsystem immer näher an den Zusammenbruch. Interessant ist, dass nun in Deutschland eine Art Zwangsabgabe durch die Hintertür für Sparer kommt, wie sie zur Rettung der Banken in Zypern durchgesetzt wurde.