Suse Linux 10.1: erster Test

Mit zwei Monaten Verspätung hat das OpenSuse-Projekt Suse Linux 10.1 fertiggestellt. Die neue Version bringt unter anderem tiefgreifende Neuerungen bei der Softwareverwaltung.

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Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Dr. Oliver Diedrich
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Suse Linux 10.1 steht via BitTorrent und auf den Mirrors des OpenSuse-Projektes in Versionen für x86-, x64- und PowerPC-Prozessoren zum Download bereit. Anders als die Vorversion, die je nach Medium (Download oder kostenpflichtige Box, CDs oder DVD) einen unterschiedlichen Softwareumfang aufwies, ist Suse Linux 10.1 nur noch in einer Version erhältlich, die aus fünf CDs und einer AddOn-CD besteht. Für eine Standard-Desktop-Installation mit KDE ohne Sonderwünsche genügen die ersten drei CDs.

Die Distribution enthält ausschließlich Open-Source-Software; laut Ankündigung werden auch die kommenden kommerziellen Unternehmensversionen keine proprietären Treiber mehr enthalten. Novell hat in diesem Zusammenhang angekündigt, mit den Herstellern Lösungen zu entwickeln, die es den Anwendern erlauben, einfach Installations- und Update-Quellen für proprietäre Treiber zu finden und einzubinden. Derzeit existieren diese Lösungen aber noch nicht, sodass die Distribution "out of the box" weniger Hardware unterstützt als die Vorversion. Das betrifft auch die Möglichkeit, beispielsweise auf Mausklick die Grafiktreiber von Nvidia aus dem Internet nachzuinstallieren: Hier muss der Anwender jetzt selbst aktiv werden.

Auf der AddOn-CD finden sich einige proprietäre Programme wie der RealPlayer 10.0.7, Opera 8.52, der Adobe Reader 7.0.5 oder die Antivirensoftware Antivir 2.1.5. Die Java-Laufzeitumgebung von Sun ist hier in den Versionen 1.4.2 und 1.5.0 enthalten. Hinzu kommen einige Firmwares und Treiber: So bieten die Pakete ipw3945 und ipw-firmware Unterstützung für die aktuellen Centrino-WLAN-Karten von Intel, atmel-firmware liefert die Firmware für den Atmel-WLAN-Treiber. Iscan enthält Treiber und Software für Scanner von Epson, smartlink-softmodem bringt Unterstützung für einige Notebook-Modems.

Einige Hardware, für die die Vorversion noch Treiber enthielt, unterstützt Suse Linux 10.1 nicht mehr. So fehlen die Treiber für die Fritz-DSL und -ISDN-Karten von AVM. Auch die madwifi-Treiber und die Module für Ralink-WLAN-Karten sind nicht mehr enthalten. Letztere funktionieren mit dem Kernel 2.6.16 nicht mehr, neuere Versionen sind laut Suse noch nicht stabil genug.

Wie üblich ist das Paketangebot auf dem aktuellem Stand, wenn auch – wie am Beispiel Gnome zu sehen, das wie in Suse Linux 10.0 in der Version 2.12 vorliegt – das Versionsnummernrennen nicht ganz so aggressiv wie gewohnt gefahren wurde: Kernel 2.6.16, glibc-2.4, GNU Compiler Collection gcc 4.1.0, Mono 1.1.13, Xorg 6.9, KDE 3.5.1, Firefox 1.5, OpenOffice 2.0.2 oder MySQL 5.0. Mit auf den CDs ist diesmal auch der E-Mail-Client Thunderbird 1.5, in Suse Linux 10.0 lediglich in der DVD-Version und in Online-Repositories zu finden, und der KDE-Dateimanager Krusader 1.7. Der schlanke Desktop XFCE, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut, fehlt aber weiterhin. Auch Eclipse, in Version 10.0 noch enthalten, ist von den CDs verschwunden.

Die Virtualisierungslösung Xen (Version 3.0.2) ist besser integriert als in Suse Linux 10.0: Neben einem "xenisierten" Kernel, der die nötigen Treiber sowohl für die Domäne Null als auch für die Gastsysteme enthält, bietet die Distribution im Verwaltungstool Yast2 jetzt ein spezielles Modul zum Verwalten der Gastsysteme. Die auf Mausklick eingerichtete Domäne Null läuft stabil und ohne erkennbaren Unterschied zum nicht-xenisierten System, ein Gastsystem ist ohne große Mühe eingerichtet. Wählt man bei der Installation Xen mit aus, werden im Bootmenü zwei Einträge angelegt, mit denen man das System wahlweise mit oder ohne Xen-Support starten kann.

Auch bei der Novell-eigenen Sicherheitserweiterung AppArmor, in Suse Linux 10.0 lediglich in der Box-Version enthalten, hat sich einiges getan: Yast2 enthält jetzt Assistenten, die das Verhalten einer Anwendung beobachten und ein AppArmor-Profil erstellen, das der Anwendung die benötigten Rechte einräumt. Weitere Yast2-Module erlauben die Bearbeitung bestehender Profile und das Auswerten der AppArmor-Meldungen. Einen Überblick über die Funktionsweise von AppArmor finden Sie in dem Artikel Sicherheitserweiterungen für Linux.

Xgl ermöglicht 3D-Effekte auf dem Desktop.

Hingucker: transparente Fenster

Experimentierfreudige können mit Suse Linux 10.1 den OpenGL-basierten X-Server Xgl und seine Erweiterung, den Fenstermanager Compiz, ausprobieren und so optische Effekte wie transparente Fenster oder auf einem drehbaren Würfel positionierbare Arbeitsflächen bestaunen. Gut unterstützt sind die GeForce-Karten 5x00, 6x00 und 7x00 von Nvidia, ATI T2 Mobility und FireGL X3 sowie der Grafikchip in Intels i915-Chipsatz. Die Grafik in Intels 855-Chipsatz ist als langsam klassifiziert, der Xgl-Support für ATIs Radeon X1800 und Mach64 Rage als schlecht – was immer das heißen soll. Bei anderen 3D-Karten stehen die Chancen schlecht.

Zur Inbetriebnahme der 3D-Umgebung sind die Pakete Compiz, Xgl, libsvg und libsvg-cairo nachzuinstallieren. In /etc/sysconfig/displaymanager muss

DISPLAYMANAGER_XSERVER=Xgl

eingetragen werden (das geht auch mit dem Sysconfig-Editor in Yast2 unter "Desktop/Display manager/DISPLAYMANAGER_XSERVER"). Um die Möglichkeiten des 3D-Desktops auszunutzen, benötigt man zudem den Fenstermanager Compiz. Details zu dessen Einrichtung findet man auf den Xgl-Projekteseiten auf opensuse.org.

Auf einem Rechner mit i945-Chipsatz ließ sich Xgl ohne Schwierigkeiten einrichten und in Betrieb nehmen. Probleme bereiteten dem Xgl-X-Server allerdings OpenGL-Anwendungen: glxgears, eine einfache OpenGL-Demo, brachte den Xgl-Server zum Absturz.

Bei der Netzwerkinstallation lassen sich nun zwei Konfigurationsarten wählen: Die "traditionelle Methode" und eine zweite, die das neue NetworkManager-Applet verwendet. Es eignet sich für alle, die sich mit ihrem Computer oft mit unterschiedlichen Netzwerken verbinden müssen, sei es per Kabel oder via WLAN. So präsentiert das Applet die gefundenen Funknetze und fragt beim ersten Kontakt mit diesem Netzwerk das Passwort ab. Wer fest mit einem DHCP-Server verbunden ist oder eine Dial-Up-Verbindung einrichten möchte, bleibt besser beim herkömmlichen Weg.

Der neue Networkmanager zeigt die Funknetze an.