Auf das eigene Denken hören: zum Tode von Frank Schirrmacher

Der große deutsche Intellektuelle Frank Schirrmacher prägte zuletzt die Diskussion um das Internet und die Digitalisierung der Gesellschaft entscheidend; das Feuilleton der FAZ wurde unter seiner Leitung zu einem entschiedenen Antreiber der Debatte.

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Von
  • Detlef Borchers
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Im Alter von 54 Jahren ist der Journalist Frank Schirrmacher an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben. Er versuchte wie kein Zweiter in Deutschland, die Diskussion über das Leben im Zeitalter des Internet voranzubringen und auch in das Bürgertum zu tragen; seine Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung wurde zum Vehikel dieser Diskussion und nahm, für viele überraschend, eine treibende Rolle in der Debatte um die Digitalisierung der Gesellschaft ein.

Frank Schirrmacher

(Bild: Smial, Lizenz CC BY-SA 3.0 )

Der frühe Tod des großen Intellektuellen Frank Schirrmacher erschüttert nicht nur die Piratenpartei oder die Krautreporter. Beide hat der "fröhliche Apokalypst" aufmerksam und neugierig betrachtet, auf der steten Suche nach der Zukunft, die unsere vergreisende Methusalem-Gesellschaft so dringend benötigt. In der Kulturbeilage seiner Zeitung hat Frank Schirrmacher die Denker und Informatiker publiziert, die unter dieser Zukunft mehr verstanden als die schicke Fahrt in Uber-Limousinen zum Flughafen auf dem Weg zum nächsten Internet-Kongress.

Regelmäßig kommentierten dort Frank Rieger und Constanze Kurz, die Sprecher des Chaos Computer Clubs aus dem Maschinenraum. Als Mann des Feuilletons holte Frank Schirrmacher auch die Freaks in seinen Dunstkreis, weil er die große Debatte liebte, ob das nun über Computer ging oder über "egoistische" Gene oder über Martin Walser. Schirrmacher veröffentlichte selbst Bücher, in denen er die Vereinfachung nicht scheute, um seine Leser wach zu rütteln für die drängenden Fragen wie es weitergeht mit dieser Gesellschaft: "Multitasking ist Körperverletzung" postulierte er in "Payback", seinem ersten Buch über das Informationszeitalter, als dessen erster Zeitgenosse sich Schirrmacher verstand.

Als regelmäßiger Leser und diskussions- und kritikfreudiger Begleiter von heise online bleibt uns Frank Schirrmacher in bester Erinnerung, auch wenn sein versprochener Kommentar zur Serie ein Jahr nach Snowden nun gestrichen werden muss. Was bleibt, was nicht gestrichen werden kann, ist seine Aufforderung, auf das eigene Denken zu hören wie auf das eigene Atmen. (jk)