China: Hoch hinaus

Im zentralchinesischen Wuhan soll mit einem Kilometer Höhe das größte Gebäude der Welt entstehen

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Das Rennen um das höchste Gebäude der Welt geht weiter. Das britische Architekturbüro Chetwoods plant im chinesischen Wuhan die Errichtung von Zwillingtürmen. Wie die Internetplattform Business Insider berichtet, soll der größere von den beiden einen Kilometer Höhe erreichen. Mit 829,8 Metern hält laut Wikipedia derzeit der "Burj Khalifa" in Dubai den Champion-Titel. Da kann das derzeit in Wuhan bereits im Bau befindliche "Greenland Center" mit seinen 636 Metern nicht mithalten. (Zum Vergleich: Das von seiner Fertigstellung 1931 bis zum Ende der 1970er als das welthöchste Gebäude geltende "Empire State Building" in New York kommt lediglich auf 380 Meter.)

Wuhan ist mit rund zehn Millionen Einwohnern eine der größten Städte im chinesischen Hinterland. Am Ufer des Jangtse gelegen und etwa 800 Kilometer von der Küste entfernt, fungierte die Stadt während des japanischen Krieges gegen China ab 1937 zeitweilig als Hauptstadt des Landes. Nachdem der chinesische Boom Anfang der 1980er Jahre in den Küstenregionen begann, ist Wuhan inzwischen einer der wichtigsten Motoren für die Entwicklung der zentralchinesischen Provinzen.

Die Beschreibung des Projekts auf der Internetseite von Chetwoods hört sich wie ein Öko-Utopia an. Die beiden "Phönix"-Türme sollen Harmonie ausstrahlen und die schweren Umweltsünden anderer Infrastrukturprojekte vermeiden. Fotovoltaik, Windkraftanlagen und hängende Gärten würden in die Gebäude integriert. In den Kellern soll der Abfall recycled und aus Biomasse Energie gewonnen werden. Die Türme sollen sich selbst mit Energie versorgen und noch Überschüsse für die umliegenden Stadtteile produzieren. Auch das Regenwasser soll aufgefangen und verwendet werden, damit die Gärten die zahlreichen geplanten Restaurants beliefern können.

Wie der Büro-Gründer Laurie Chetwood in einem Interview mit dem Architektur- und Designer-Magazin Dezeen erklärt, geht es vor allem um ein touristisches Projekt, das zugleich möglichst viele ökologische Funktionen erfüllen soll. So sollen die Türme zur Klärung des Wassers eines Sees beitragen, in dem sie stehen werden. Wuhan gilt als Stadt der 1000 Seen. Außerdem soll einer der beiden Türme als thermischer Kamin dienen, in dem warme Luft aufsteigt. Nur etwa die Hälfte des größeren Turms soll bewohnbar sein.

Nur bei den Baumaterialien geht man konventionelle Wege. Kern und Fundament der Türme werden aus Beton bestehen, bei dessen Produktion nicht nur durch den Energieaufwand, sondern auch aufgrund chemischer Prozesse viel Treibhausgas (CO2) freigesetzt wird. Darum herum wird sich ein Stahlgerüst ranken. Die chinesischen Auftragsgeber wollten das Eiffelturm-Konzept auf eine neue Stufe heben, so Chetwood. Baubeginn wird vermutlich im kommenden Jahr sein.