KDE Frameworks 5: Ein neues Fundament für den KDE-Desktop

Das jetzt erhältliche KDE Frameworks 5.0 stellt Grundfunktionen bereit, auf denen KDE-Desktop und -Anwendungen in Zukunft aufbauen sollen. Eine Bedienoberfläche, die das neue Fundament bereits nutzt, soll in einer Woche erscheinen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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(Bild: kde.org )

Ein neues Fundament für Desktop-Oberflächen und Anwendungen, auf das Software des KDE-Projekts in Zukunft zurückgreifen soll – so kann man sich das jetzt veröffentlichte KDE Frameworks 5.0 vorstellen. Dieser Meilenstein der KDE-Entwicklung bekommt erst in einer Woche größere Bedeutung für Anwender, denn dann will das Projekt eine neue Generation seiner Desktop-Oberfläche veröffentlichen, die auf dem neuen Unterbau aufsetzt. Die KDE-Anwendungen sollen hingegen erst später auf das neue Fundament gehievt werden; einen Zeitplan dafür gibt es noch nicht.

Die Module der KDE Frameworks 5.

(Bild: kde.org )

Frameworks 5 enthält keine einzige Anwendung oder Bedienoberfläche, sondern stellt zahlreiche Funktionen zum Bau von Programmen; es beerbt somit die Software-Komponenten, die das KDE-Projekt zuletzt als KDE Platform 4 oder KDE Development Platform geführt hat. Darunter vornehmlich die von KDE-Programmen typischerweise verwendete Bibliothek "kdelibs", die gern mal 40 MByte oder mehr Plattenplatz belegt und damit zu einer der größeren Bibliotheken von Linux-Distributionen gehört. Diese Bibliothek haben die KDE-Entwickler für Frameworks 5 modularisiert, sodass sich die Funktionen nun auf über fünfzig separat nutzbare Module verteilen. Anwendungen brauchen dadurch nur noch die Komponenten einzubinden, die sie auch wirklich benötigen; das reduziert den Ressourcenverbrauch und kann so auch die Geschwindigkeit ein klein wenig steigern. Wie die Kdelibs ist auch Frameworks 5.0 "Cross-Platform" ausgelegt und soll sich daher nicht nur unter Linux, sondern auch unter Windows und OS X nutzen lassen.

Die Kdelibs und andere in Frameworks 5.0 eingeflossene Software wurde zudem von Qt 4 auf Qt 5.2 portiert. Diese Generation der Bibliothek zum Software-Bau hat unter anderem native Unterstützung für Wayland gebracht; auf die neuen Frameworks aufbauende Software arbeitet daher direkt unter der Display-Architektur, die bei einigen Linux-Distributionen den X-Server von X.org beerben soll. Qt5 enthält zudem QML; eine JavaScript ähnelnde deklarative Programmiersprache, die das KDE-Projekt in Zukunft viel stärker zur Anwendungsentwicklung nutzen will.

Das ist bereits bei der nächsten Generation der KDE-Oberfläche der Fall, die auf den neuen Frameworks aufbaut. Diese als "Plasma Next" entwickelte Software soll am 15. Juli erscheinen. Mittelfristig soll sie die unter dem Oberbegriff KDE Workspaces geführten Oberflächen "Plasma Netbook" und "Plasma Desktop" beerben. Letztere ist typischerweise gemeint, wenn vom "KDE-Desktop" die Rede ist. Gemeinhin werden dazu auch die als "KDE Applications" bezeichneten Anwendungen gezählt, die das KDE-Projekt unabhängig vom Fundament und Bedienoberfläche entwickelt. Sie sollen erst nach und nach auf Qt5 und Frameworks 5 portiert werden. Letzteres lässt sich parallel zur KDE Platform 4 einrichten; da Plasma Next Anwendungen aller Art betreiben kann, werden heutige KDE-Anwendungen unter dieser Oberfläche ebenso laufen wie Software, die andere Toolkits nutzt.

Weitere Details zu den Neuerungen liefern die Ankündigung von Frameworks 5.0 und ein Blog-Eintrag von Jos Poortvliet. Der KDE-Entwickler hat kürzlich auch zwei ausführliche und auf kde.org prominent verlinkte Blog-Einträge mit dem Titel "Where KDE is going" (Teil 1, Teil 2) verfasst, in denen er die weitere Marschrichtung des KDE-Projekt umreißt. (thl)