Coding da Vinci: Hacking mit Kulturdaten

Der zehnwöchige Hacking-Marathon Coding da Vinci hat gezeigt, was mit öffentlichen Kulturdaten alles programmiert und genossen werden kann.

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Von
  • Detlef Borchers

Zehn Wochen lang haben Hard- und Softwareentwickler an der Aufgabenstellung gearbeitet, im Zugriff auf öffentliche Kulturdaten neue Nutzungsmöglichkeiten des kulturellen digitalisierten Erbes zu entwickeln. 17 Projekte schafften es in die engere Wahl. Zum Abschluss des "Kultur-Hackathons" Coding da Vinci wurden im Berliner Jüdischen Museum die Preise in fünf Kategorien verliehen. Die Sieger erhielten unter anderem Gutscheine für Bildungsreisen, etwa nach Amsterdam ins Rijksmuseum oder nach Hamburg zum nächsten Congress des Chaos Computer Clubs.

v.l.: Claus Höfele, Daniel Burckhardt, Thomas Fett, Kati und Tomi Hyyppä (halten
zusammen die Preistafel in der Hand), Stepanie Weber von zzzZwitscherwecker

(Bild: Detlef Borchers / heise online)

In der Kategorie "most technical" siegte Claus Höfele mit seiner iOS-App Alt Berlin, die Geschichtsschichten der Stadt unter Einbeziehung der Kulturdaten sichtbar machen soll. Eine Demo, wie diese App funktionieren soll, ist auf Github verfügbar. Vorbild für Höfele waren die interaktiven Arbeiten des Guardian-Fotografen Peter Macdiarmid, etwa zum D-Day 1944. Höfele gewann ein Coaching zur Projektentwicklung.

"Most useful" hieß die Kategorie mit den meisten Bewerbern. Hier gewann mit Inside 19xxx ein großes Team, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die vollständige Liste der von den Nationalsozialisten verbotenen Bücher interaktiv zu restaurieren. Diese "Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" liegt dank der Arbeit des Teams erstmals vollständig vor und umfasst 19.000 Bücher, wesentlich mehr als bisher angenommen. Was mit öffentlichen Daten möglich ist, wurde exemplarisch an Hand der Schriftsteller Anette Kolb und Erich Kästner gezeigt.

In der Kategorie "best design" gewann Thomas Fett mit seiner Ethnoband, mit der man die Instrumente aus der Sammlung des Ethnologischen Museums selbst spielen kann. Der Preis für den besten Hack – und damit die Reise zum Chaos Congress – gewannen Kati und Tomi Hyyppä für ihr Projekt Cyberbeetle, das ausgehend von Käferpräparaten des Naturkundemuseums Berlin mit Arduino laufende Cyberkäfer baut.

Schließlich gab es noch einen Gewinner "out of competition", weil die Programmieridee des zzzZwitscherweckers alle Kategorien sprengte. Denn mit der Android-App sollen Smartphone-Besitzer ihre ornithologischen Kenntnisse mausern: Statt Weckergeklingel oder sonstwelche Melodien gibt es zum Aufstehen jeweils anderes Vogelgezwitscher, basierend auf den Vogelstimmen-Datensätzen des Naturkundemuseums. Nur wer den Vogel unter vier Vorschlägen des zzzZwitscherweckers richtig bestimmt, kann den Wecker ausstellen. (anw)