IBM fällt bei Halbleiter-Forschung weiter zurück

IBM stärkt mit 3 Milliarden US-Dollar die Entwicklung von 7-Nanometer-Transistoren und alternativen Chip-Technologien, investiert aber insgesamt weniger in Halbleiter-Forschung als viele Konkurrenten.

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Von
  • Christof Windeck

Die-Shot des IBM Power8.

(Bild: IBM)

Mit geschickter Werbung versucht die PR-Abteilung von IBM, ein gutes Licht auf die zahlreichen Aktivitäten des Konzerns bei Forschung und Entwicklung (F&E) zu werfen. Demnach will man 3 Milliarden US-Dollar für zwei wichtige Themengebiete ausgeben, nämlich einerseits für 7-Nanometer-Transistoren und andererseits für eine Fülle von Alternativen zur herkömmlichen CMOS-Technik. Etwas verwirrend wirkt bei der Pressemeldung, dass man die Ausgaben vor allem in den Zusammenhang mit den Buzzwords Big Data und Cloud stellt – dabei geht es wohl vor allem um kleinere und bessere Transistoren für kommende Prozessoren.

Auf den ersten Blick wirken die eingesetzten Mittel beträchtlich und bekanntlich ist IBM Patent-Weltmeister. Doch die 3 Milliarden Dollar verteilen sich auf 5 Jahre. In den vergangegen vier Jahren hat IBM laut Geschäftsberichten jeweils zwischen 6,03 und 6,3 Milliarden Dollar für Research & Development (R&D, also F&E) ausgegeben, davon wiederum jeweils etwa 3 Milliarden US-Dollar für Software. Folglich blieben für F&E im Bereich Hardware bei IBM im Jahr 2013 höchstens 3,1 Milliarden US-Dollar übrig. Die Pressemeldung verrät nicht einmal genau, ob IBM nun künftig die 600 Millionen zusätzlich dazu ausgibt oder ob die Mittel nur umgeschichtet werden. Nach einer Auswertung von PwC Strategy& wurde IBM bei den F&E-Ausgaben in den letzten Jahren von immer mehr Unternehmen überholt.

Wieviel Geld IBM überhaupt jährlich in die Chip-Entwicklung steckt, ist unklar. In den F&E-Ausgaben von IBM sind ja auch die Aufwendungen für die Entwicklung von Servern, Storage-Systeme und anderer Hardware enthalten. In der Top-10-Liste der Firmen, die am meisten Geld in die Chip-Entwicklung stecken, taucht IBM laut IC Insights schon seit einigen Jahren nicht auf. Weit vorne lag hier 2013 Intel mit 10,6 Milliarden US-Dollar, gefolgt von Qualcomm (3,4 Milliarden), Samsung (2,8 Milliarden) und Broadcom (2,5 Milliarden). Einige der Firmen von der IC-Insights-Liste haben ihre die F&E-Ausgaben für Halbleitertechnik in den letzten Jahren zudem jeweils gesteigert – Qualcomm 2013 beispielsweise um 740 Millionen US-Dollar. Ungefähr 2017 steht bei Intel die 7-nm-Fertigung auf der Roadmap.

Anscheinend investiert IBM also seit Jahren weniger Geld in die Halbleiter-Entwicklung als wichtige Konkurrenten. Im Rahmen der Common Platform Alliance profitiert IBM allerdings auch von Entwicklungsgeldern von Partnern wie Samsung und Globalfoundries. Doch der angestrebte Verkauf der Chip-Fab in East Fishkill zeigt, dass IBM die Kosten in diesem Bereich über den Kopf wachsen.

Investitionen in solche Fertigungsanlagen sind bei den F&E-Ausgaben übrigens nicht berücksichtigt, dafür investierte Intel 2013 weitere 10,6 Milliarden US-Dollar und Samsung sogar noch fast 1 Milliarde mehr. (ciw)