"Anti-Amazon"-Gesetz: Frankreich verbietet kostenlose Buchlieferungen
Frankreich will seinen Buchhandel schützen und untersagt Online-Händlern kostenlose Buchlieferungen. Amazon bleibt gelassen und will ab sofort 1 Cent Versandkosten verlangen.
Ein in dieser Woche in Kraft getretenes Gesetz verbietet Online-Händlern in Frankreich, Rabatte auf Bücher zu gewähren und Bestellungen kostenlos zu versenden. Die oftmals als "Anti-Amazon“-Gesetz bezeichneten Regelungen zielen laut Bericht des Wall Street Journal darauf, die heimischen Buchhandlungen vor der Online-Konkurrenz aus den USA zu schützen. Normale Buchhandlungen könnten nach wie vor die in Frankreich erlaubten Rabatte von bis zu fünf Prozent gewähren.
Amazon hat bereits darauf reagiert: Rabatte gibt es nicht mehr und für Buchlieferungen werden Versandkosten erhoben – und zwar in Höhe von einem Cent. Das entspreche dem gesetzlich zugelassenen Minimum. Mitglieder des kostenpflichtigen Prime-Programms sollen auch weiterhin versandkostenfrei bestellen können, hieß es in einer Mitteilung des Online-Händlers.
"In den USA, Deutschland und Großbritannien organisieren sich bereits Verlage und Buchhändler gegen den nicht akzeptablen Marktdruck, den Amazon ausübt“, erklärte der französischen Buchhandelsverband SLF und begrüßte, dass es nun auch in Frankreich soweit sein könnte. Die Notwendigkeit für das neue Gesetz sei offensichtlich. In Deutschland hat Amazon unter anderem mit einer Kartellbeschwerde des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels zu tun, ferner mit einem Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Verdi.
Dem Wall Street Journal zufolge kam der Bericht eines französischen Regierungsgremiums erst kürzlich zum Ergebnis, dass Amazon 2017 Frankreichs größter Buchhändler sein werde. Der Anteil der unabhängigen Buchläden am eh schon schrumpfenden Buchmarkt werde laut der Prognose dann unter 40 Prozent gefallen sein. Ob das aktuelle Gesetz dem entgegenwirken kann, wird sich zeigen. (axk)
