Herbst-Update: Spiegelreflex Canon EOS 400D

Das Herbst-Update 2006 von Canons Spiegelreflexkameras heißt EOS 400D und korrigiert die technischen Eckdaten im Wesentlichen dort, wo die Konkurrenz zwischenzeitlich am Branchenprimus vorbeigezogen war.

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Von
  • Carsten Meyer
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Die äußerlich auffälligste Änderung ist – neben dem nicht mehr so rauen Gehäuse – das neue 2,5-Zoll-Display. Es ersetzt zugleich das bisherige LC-Statusdisplay – die Aufnahmedaten werden nun auf dem TFT angezeigt; angesichts der hohen Display-Auflösung und der großen Einblickwinkel ist das eine übersichtliche Sache, solange die Umgebungshelligkeit nicht zu hoch ist und man bei ausgedehnteren Fotoexkursionen eine ausreichende Zahl der kapazitätsschwachen Ersatzakkus gegen den erhöhten Stromverbrauch mitführt.

Ein IR-Annäherungssensor schaltet das Display übrigens ab, sobald man durch den Sucher blickt. Die Shortcuts der 4-Wege-Tasten springen nun nicht mehr ins Hauptmenü, sondern rufen eigene hell gehaltene Einstell-Screens auf, wo sich die gewünschten Änderungen, etwa an der ISO-Stufe oder zur Belichtungsmessmethode, schnell und bequem durchführen lassen. Auch die unübliche, bei der 350D aber obligate Eingabe-Bestätigung mit der „Set“-Taste ist weggefallen. Da die Taste zur Displaybeleuchtung nicht mehr benötigt wird, konnte Canon die bisher im hastigen Fotogefecht verwechslungsfreudigen Tasten für die Serienbildfunktion und für die Blenden- beziehungsweise Belichtungskorrektur-Einstellung weiter auseinander setzen.

Als Sucher kommt weiterhin eine gewichts- und kostensparende Pentaspiegel-Konstruktion mit mäßiger Helligkeit zum Einsatz. Bei Aktivierung der Messfelder des von der EOS 30D übernommenen 9-Punkt-Autofokus leuchten aber nur kleine LEDPunkte auf und nicht die eleganter wirkenden Messpunktrahmen der großen Schwester. Der zentrale AF-Sensor ist trotzdem in hoher Empfindlichkeit ausgeführt. Die AF-Geschwindigkeit mit Ultraschallobjektiven zeigte sich in unseren Praxistests auf dem bekannt hohen Canon-Niveau. Einen nicht nachvollziehbaren Ausreißer leistete sich das Gerät gerade an der c’t-Kiste: Mit dem EF-S 17-85 mm vollführte die Kamera sowohl bei 9-, als auch bei zentraler Messpunktwahl eine Reihe von Fehlfokussierungen mit deutlicher zentraler Unschärfe, die im zweiten Teil der Aufnahmereihe genau so plötzlich wieder verschwand. Bei den übrigen Testaufnahmen trat dieses Problem nicht mehr auf.

Canon proklamiert für seinen neuen 10-MP-CMOS-Sensor via (wieder einmal) verbesserte Mikrolinsen und größeren „Füllfaktor“ ein verbessertes Rauschverhalten gegenüber der 350D. Und tatsächlich rangiert das Signal/Rauschverhältnis der Neuen deutlich oberhalb der 350D und etwa auf dem Niveau der EOS 30D. Und auch die visuelle Bildbeurteilung zeigt saubere und nicht durch nassforsche Rauschunterdrückung geminderte Aufnahmen bis in die hohen ISO-Stufen hinein. Im Zuge des Sensortauschs hat Canon auch gleich eine piezo-elektrische Staubabschüttelung am antistatisch beschichteten Tiefpassfilter angebracht. Veränderte Materialien im Innenleben der Kamera sollen zudem für weniger Abrieb sorgen, der sich auf dem Sensor niederschlagen könnte. Für ganz hartnäckige Fälle steht schließlich noch eine Art „Staub- Mapping“ zur Verfügung, das besonders resistente Schmutzpartikel registriert und anschließend automatisch aus den Aufnahmen herausrechnen soll.

Die restlichen „kleineren“ Modifikationen an der 400D umfassen unter anderem eine höhere Aufnahmezahl im Serienbildmodus, die Einführung der „Picture-Style“-Funktion zur Vereinheitlichung der Bildergebnisse zwischen den verschiedenen Kameraserien und eine wahlweise „intelligente“ Rauschunterdrückung für Langzeitaufnahmen, die selbstständig erkennt, ob sie eingreifen muss oder nicht. Die Kamera legt nicht mehr zwangsweise alle 100 Aufnahmen einen neuen Ordner auf der Speicherkarte an, sondern erst nach 10.000 Aufnahmen, was rund 45 Gigabyte Kartenspeicher entspricht. Die 400D bietet eine sehr zügige Funktionsweise und alle wichtigen Einstellmöglichkeiten. Die Spiegelvorauslösung (auch in Kombination mit einer kurzen Selbstauslöserstufe), die Weißabgleichkorrektur mit Koordinatensystem und Bracketing, der Schwarz-Weiß-Modus mit virtuellen „Farbfiltern“ sowie die Fähigkeit, Raw- und JPEG-Dateien parallel abzuspeichern, sind immer noch mit an Bord. Dank nahezu unveränderten kleinen Gehäuseformats kann auch der Batteriegriff der Vorgängerin weiter benutzt werden.

Messtechnisch findet sich ein für heutige Digicam-Verhältnisse vergleichsweise guter Maximalkontrast von 9 beziehungsweise 8,5 Blendenstufen bei ISO 100 und 400 und das schon erwähnte sehr gute Rauschverhalten auf dem Niveau der EOS 30D. Die guten Auflösungsleistungen des 10-MP-Sensors bestätigen sich auch bei der Prüfung mit dem besseren der beiden „Kit-Zooms“ EF-S 17-85 mm IS USM, die zwar im WW- und mittleren Brennweitenbereich nicht ganz diejenigen der Sony erreichen, dafür aber insgesamt konstanter sind und in Telestellung nicht so stark abfallen. Vignettierung und Verzeichnung sind insbesondere in Weitwinkelstellung deutlich. Die Auslöseverzögerung im standardisierten Test ist mit 0,28 Sekunden die kürzeste des gesamten Testfeldes, die Einschaltverzögerung ohne Sensorreinigung liegt mit 0,3 Sekunden knapp hinter der Bestmarke der 30D.