Nachwachsende Muskeln

Eine neue Versuchsbehandlung könnte Patienten mit schweren Beinverletzungen helfen und verloren gegangenes Muskelgewebe wieder nachwachsen lassen.

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Von
  • Susan Young Rojahn

Eine neue Versuchsbehandlung könnte Patienten mit schweren Beinverletzungen helfen und verloren gegangenes Muskelgewebe wieder nachwachsen lassen.

Der Chirurg Stephen Badylak von der University of Pittsburgh hat ein neues Verfahren an fünf Patienten getestet, denen 60 bis 90 Prozent der Ober- oder Unterschenkelmuskulatur fehlten. Sie hatten bereits mehrere Eingriffe und Physiotherapien hinter sich – jedoch ohne Erfolg. Badylak entfernte ihnen zunächst operativ das Narbengewebe. Dieses bildet sich, wenn Verletzungen so große Lücken im Gewebe verursachen, dass der Körper sie nicht erneuern kann.

Anschließend setzte er ihnen ein Zellgerüst ein, das aus einer Schweinsblase gewonnen wurde. Das kommerziell erhältliche Material ist ein häufig genutztes Medizinprodukt. Während das Gerüst im Verlauf mehrerer Monaten zerfällt, wirken seine Abbauprodukte als biochemische Signale, die körpereigene Stammzellen zum Implantat lenken. Dort wandeln sie sich dann zu Muskelzellen um.

Innerhalb von zwei Tagen begannen die Patienten mit einer intensiven Physiotherapie. "Belastung gehört zu den wichtigsten Reizen für Stammzellen, sich zu exakt ausgerichteten Muskelfasern zu entwickeln", erklärt Badylak. Nach sechs bis acht Monaten zeigten Biopsien, dass bei allen Muskelgewebe nachgewachsen war. Bei drei Probanden nahm die Muskelkraft im betroffenen Bein um mindestens 20 Prozent zu. In Belastungstests, bei denen sie etwa auf einem Bein standen und hüpften, verbesserten sie sich um etwa 25 Prozent.

Alle berichteten zudem, dass sie bedeutend an Lebensqualität zurückgewonnen hätten. "Die meisten der Patienten sind durch die Hölle gegangen", erzählt Badylak. "Sie konnten nicht mehr gehen oder aus dem Auto steigen, von einem Stuhl aufstehen oder sich hinsetzen, ohne hinzufallen. Jetzt können sie das alles wieder", ergänzt sein Kollege John Murphy. Die Studie wurde vom US-Verteidigungsministerium finanziert. (bsc)