49 Kraftwerke gehen vom Netz

Trotzdem gibt es voraussichtlich immer größere Überkapazitäten, denn der Rückbau konventioneller Kraftwerksleistung in Deutschland erfolgt nur im Schneckentempo

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Die Bundesnetzagentur hat ihre neue Kraftwerksstilllegungsliste veröffentlicht. Demnach werden in den letzten fünf Monaten dieses Jahres noch sechs Kraftwerksblöcke in Gelsenkirchen, Dortmund, Herne und Duisburg abgeschaltet - allesamt Steinkohlekraftwerke. Nächstes Jahr gehen dann 18 weitere Blöcke in den Ruhestand. Neben drei Erdölkraftwerken auch acht Gaskraftwerke und sieben weitere Steinkohlekraftwerke. Und 2015 geht dann in Grafenrheinfeld das nächste AKW außer Dienst.

Bis 2018 werden so 11.25 GW alte Kraftwerksleistung abgeschaltet, aber bis 2016 auch 6,5 GW hinzukommen, wenn neue konventionelle Kraftwerke ihren kommerziellen Betrieb starten. Und zwar neben elf neuen Gaskraftwerken auch fünf neue Steinkohlekraftwerke; die dann nicht mehr mit deutscher Steinkohle, sondern vor allem australischer befeuert werden. Und es geht in Stolzembourg, Luxemburg ein neues Pumpspeicherkraftwerk ans Netz, das den deutschen Markt bedienen soll.

Insgesamt sind bei der Bundesnetzagentur zur Zeit Kraftwerke mit einer Netto-Nennleistung von insgesamt 192,3 GW gelistet - einschließlich der 85 GW auf Basis erneuerbarer Energieträger (davon 80,4 GW EEG-Kraftwerke). Das heißt, dass durch den Austausch von alten gegen neue Kraftwerke in den nächsten drei Jahren knapp sechs Prozent des konventionell-atomaren Kraftwerksparks in Rente gehen und nur zum Teil durch neue konventionelle Kraftwerke ersetzt werden.

Die installierte konventionelle Kraftwerksleistung wird so nur um knapp 1 Prozent pro Jahr sinken. Insgesamt ist der Umbau damit viel zu langsam. Denn schon jetzt werden in Deutschland eigentlich nur noch rund 80 GW konventionelle Kraftwerksleistung benötigt. Der Netzentwicklungsplan sah eigentlich in seinem Szeario schon bis 2024 einen Rückbau der konventionellen Kraftwerksleistung auf 81 GW vor (allerdings ohne Behinderung des Ausbaus der Erneuerbaren). Eine Studie im Auftrag der Übertragungsnetzbetreiber kommt zu dem Ergebnis, dass mittelfristig dann nur noch 8 bis 25 GW aus konventionellen Kraftwerken für einen sicheren Netzbetrieb notwendig wären. Das heißt, es werden durch das langsame Rückbautempo immer größere Überkapazitäten aufgebaut, mit der Folge weiter steigender Stromexporte und schlechter Auslastung der Kraftwerke, was als Nebeneffekt einer Behinderung des Umbaus zur Nutzung von mehr erneuerbaren Energien gelten kann.