Respawn Gathering: Die Indies und das Geld

Auf der Kölner Spiele-Entwickler-Konferenz ging es um die Frage des idealen Geschäftsmodells für neue Spieleentwickler und wie man als Existenzgründer im Geschäft bleibt.

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Von
  • Torsten Kleinz

Während es auf der Games Developer Conference in Köln derzeit um die Tiefen der Spielephysik und Next-Gen-Konsolen geht, wendet sich die parallel stattfindende Konferenz Respawn Gathering an Indie-Entwickler und Studenten, die in der Spielebranche noch Anschluss suchen.

Der Spieleindustrie-Veteran Jon Hare warnt junge Entwickler vor dem Ausverkauf an Risikokapitalgeber.

(Bild: heise online/Torsten Kleinz)

Jon Hare, der schon 1992 das Spiel Sensible Soccer für Amiga und Atari ST veröffentlicht hatte und seither Spiele entwickelt, geht mit der Branche hart ins Gericht. Neulingen rät er davon ab, auf die heute fast üblichen Risikokapitalbeteiligungen einzugehen. So sei es in Skandinavien ein verbreitetes Modell, dass zwei geschäftlich unerfahrene Entwickler 50.000 Euro bekämen, um über sechs Monate ein Spiel zu entwickeln.

Die wenigen Teams, die nicht schon am Anfang scheiterten, bräuchten nach dem halben Jahr eine neue Geldspritze und müssten dafür nochmals Firmenanteile abgeben, meint Hare. Selbst ein guter Entwickler sei bei diesem Modell zum Scheitern verurteilt: "Versucht möglichst 100 Prozent Eurer Firma zu behalten – oder zumindest 80 Prozent", rät Hare. Nur so seien sie überhaupt noch maßgeblich an den Gewinnen beteiligt und behielten auch die kreative Kontrolle.

Das Erfolgsrezept von Hare erfordert aber sehr viel Verzicht: "Versucht nicht von Beginn an ein Gehalt zu beziehen", sagt Hare. Zur Not müsse ein Gründer mit Auftragsarbeiten für andere seinen Lebensunterhalt bestreiten statt Geld aus der eigenen Firma abzuziehen. Auch Mitarbeiter dürften sich nicht auf einen bequemen Schreibtischjob einstellen: "Man muss brutal und realistisch sein", sagt Hare. So habe seine Firma feste Vorschüsse gezahlt – brauchte ein Entwickler mehr Zeit, bekam er nichts extra. Im Gegenzug seien die Mitarbeiter an den Gewinnen beteiligt worden.

Um aus der Mühle der Risikokapitalgeber herauszukommen, wünschen sich Spieleentwickler mehr Unterstützung durch öffentliche Programme. Jan Müller-Michaelis von Daedalic, das besonders durch Spiele wie "Edna bricht aus" Bekanntheit erlangt hatte, schildert, dass ein Förder-Darlehen der Stadt Hamburg wesentlich zum erfolgreichen Firmenstart beigetragen habe. Reichtümer könne man aber auch dann nicht anhäufen: "Wir stehen derzeit nur deshalb gut da, weil wir viele Projekte nebeneinander entwickeln." Nur so ließen sich Risiken und notwendige Einnahmen ausgleichen.

Auch bei der Ausbildung der Spiele-Entwickler gibt es großen Nachholbedarf. Jörg Müller-Lietzkow von der Universität Paderborn fordert hier aber auch deutlich mehr Engagement der Privatwirtschaft. Wenn ein Anbieter wie Good Games von 200 auf 1000 Angestellte wachse, habe er heute keine Chance, seinen Bedarf an Entwicklern in Deutschland zu decken. "Wenn man einen kleinen Teil der Werbebudgets in Ausbildungsprogramme steckt, kann man sich die Headhunter sparen", sagt Müller-Lietzkow. Besonders langfristige Engagements seien vonnöten.

Malte Behrmann, ehemaliger Geschäftsführer des Bundesverbands GAME, befürchtet jedoch, dass solche Programme wegbrechen: "Zwar haben wir es geschafft in vielen Bundesländern Förderprogramme zu installieren", sagt Behrmann. Doch inzwischen gebe es Versuche diese wieder zurückzufahren und die Förderung von wirtschaftlich orientierter Kulturpolitik einzustellen. Dass der Computerspielepreis des Bundes nun beim Verkehrsministerium angesiedelt sei, sei ein schlechtes Zeichen. (axk)