Sommer, Sonne, Strand ... und Tod?

Die Bundeswehr wirbt in dem Jugendmagazin Bravo wieder um Nachwuchs

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Trotz weitgehend negativer Kritiken haben die Bundeswehr und das Jugendmagazin "Bravo" des Heinrich-Bauer-Verlags nach dem Jahr 2012 erneut eine Rekrutierungskampagne gestartet.

Mit Krieg hat das auf den ersten Blick wenig zu tun. In der Bravo, die für die Aktion nach Angaben der Bundeswehr 215.000 Euro erhält, wird für ein "Bw-Adventure Camp" (Interpunktion wie im Original) geworben. Es gehe um "Action", "Abenteuer", "Team-Challenge" und ein "Zeltlager in der Nähe des Strandes", heißt es in der Ausschreibung. Und in der Tat ähneln die Bilder eher der Werbung für ein Jugendzeltlager.

Jugendschutzorganisationen rufen daher zum Protest auf. Die im Kriegsgebiet drohenden Gefahren wie Verwundung, Tod, Traumatisierung oder das Töten von Menschen würden in der Kampagne nicht angesprochen, bemängelt das Deutsche Bündnis Kindersoldaten, in dem die Organisationen terre des hommes, die Kindernothilfe und die Aktion Weißes Friedensband zusammengeschlossen sind.

Tatsächlich sprechen die Verantwortlichen der Bundeswehr-Jugendseite "treff.bundeswehr.de" maßgeblich über Teamarbeit und persönliche Herausforderungen. "Wir wollen den interessierten Jugendlichen eine Möglichkeit bieten, mit Soldaten aktiv in Kontakt zu treten, das Gespräch zu suchen, auch mal außerhalb des Kasernenzauns", sagt Hauptbootsmann Michael Liekefeld, der die Jugendseite betreut.

Die Jugendschützer beschwichtigt das nicht. "Militärwerbung bei Minderjährigen, vor allem wenn sie so einseitig und realitätsfern ist wie die der Bundeswehr in der Bravo, ist nicht nur ethisch fragwürdig – sie ist auch nicht mit den völkerrechtlichen Verpflichtungen der UN-Kinderrechtskonvention vereinbar", sagt Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte bei terre des hommes und Sprecher des Bündnisses. Die Zielgruppe der aktuellen Werbemaßnahmen sei zudem "erschreckend jung": Die Kernleserschaft der Bravo ist zwischen zwölf und 17 Jahre alt, auch Zehnjährige lesen das Blatt aus dem Bauer-Verlag.

Die Organisationen des Bündnisses Kindersoldaten verweisen darauf, dass der Ausschuss für Kinderrechte der Vereinten Nationen Deutschland im Februar offiziell aufgefordert hat, Bundeswehrwerbung bei Minderjährigen zu verbieten. Außerdem wurde Deutschland aufgerufen, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre zu erhöhen. "Noch immer treten jährlich rund 1.000 Minderjährige freiwillig ihren Dienst bei der Bundeswehr an", sagt Antje Weber, Kinderrechtsexpertin bei der Kindernothilfe und Sprecherin des Deutschen Bündnis Kindersoldaten. Bei einem Kriegseinsatz liefen diese Jugendlichen Gefahr, bleibende psychische Schäden davonzutragen, fügte sie unter Verweis auf entsprechende Studien in Großbritannien an.