Flexible Bildschirme: Hoffnung auf den Marktstart

Bislang waren dehnbare Displays kaum als Touchscreens nutzbar und es gab Probleme bei der Haltbarkeit. Zwei junge Firmen wollen Abhilfe schaffen.

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Von
  • Kevin Bullis

Bislang waren dehnbare Displays kaum als Touchscreens nutzbar und es gab Probleme bei der Haltbarkeit. Zwei junge Firmen wollen Abhilfe schaffen.

Schon seit mehreren Jahren zeigen Industriedesigner Entwürfe flexibler Bildschirme, die beispielsweise zusammengerollt werden können. Erste Produkte, so scheint es, sind auch nicht mehr fern: So präsentiert etwa Samsung auf Messen Prototypsystem und verspricht Computeruhren mit Displays, die sich an das Handgelenk schmiegen – oder gar Gadgets, die sich zusammenfalten und in die Hosentasche stecken lassen.

Allein – für die Kommerzialisierung solcher Technik hat es bislang noch nicht gereicht. So bekam Samsung nach der Enthüllung seines Bildschirmprototypen Probleme bei der Versiegelung, schließlich müssen die eingebauten organischen Leuchtdioden (OLEDs) vor Wasserdampf und Sauerstoff geschützt werden.

"Nur ein paar Moleküle Sauerstoff oder geringe Mengen Feuchtigkeit können das Display zerstören", sagt Greg Raupp, Experte für Bildschirmtechnik an der Arizona State University. "Entsprechend sind die Kapselungsvorgaben für ein OLED-Display sehr wichtig."

Und so brachte Samsung zwar mittlerweile Handys mit gebogenem Bildschirm auf den Markt, die intern flexible OLEDs nutzen, doch sind diese in ihrer Form fixiert, können also vom Kunden nicht bewegt werden. Solche Bauweisen lassen sich leichter versiegeln. Laut Samsung gibt es denn auch hier keine Probleme mit massenproduzierter Ware.

Bis Ende 2014 will nun ein Start-up namens Kateeva erstmals Produktionsmaschinen ausliefern, mit denen sich flexible Bildschirme in Serie herstellen lassen.

Die Firma hat dazu ein neues Tintenstrahldruckverfahren entwickelt, das die notwendige Schutzbeschichtung auf OLEDs deutlich schneller aufbringen kann als bisherige Methoden. Dies verspricht eine Halbierung der Herstellungszeit und erlaubt es, den Prozess in bestehende Produktionsstraßen leichter zu integrieren.

Ein weiteres Problem flexibler Bildschirme ist der Einbau der berührungsempfindlichen Schicht. Indiumzinnoxid, das transparente leitfähige Material, das heutzutage in den meisten Touchscreens steckt, ist spröde und würde in flexiblen Displays brechen.

Die finnische Firma Canatu will hier mit einem Dünnfilmmaterial Abhilfe schaffen, das mit einem Netzwerk aus Kohlenstoffnanoknospen überzogen ist – Nanoröhrchen, an denen eine Kugel aus Kohlenstoffatomen sitzt. Die Nanoknospen sind leitfähiger als konventionelle Nanoröhrchen und können sowohl problemlos gedehnt als auch gebogen werden – letzteres in einem Radius, der einen Millimeter dünn sein kann. Canatu hat bereits 2013 eine Fabrik eröffnet und sein Material mittlerweile an 30 Kunden verschifft, um Prototypgeräte herzustellen.

Experte Raupp glaubt, dass Samsung und andere Handy-Hersteller trotzdem erst einmal bei einem konservativen Ansatz bleiben. Zunächst würden gebogene Bildschirme verkauft, um sicherzugehen, dass das flexible Material im Inneren keine Probleme macht. Aber auch die ersten wirklich bewegliche Bildschirme dürften nicht frei biegbar werden, meint er. Wie oft ein solches Gerät gefaltet werden darf, würde vorher festgelegt. "Aber klar ist, dass alle großen Firmen an der Technik arbeiten", sagt er. (bsc)