AKW-Bau in Finnland: Verzögerungen ohne Ende

Atomkraftwerke-Hersteller Areva gibt erneute Verspätung bekannt. Inzwischen sind es neun Jahre Verzug

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Neues aus der Rubrik "Zuverlässige und billige Atomkraft": Anfang der Woche gab der französische AKW-Hersteller Areva bekannt, dass sich die Inbetriebnahme des finnischen AKW Olkiluoto 3 noch einmal verzögert. Wie es aussieht, wird der Meiler wohl nicht vor 2018 ans Netz gehen. Baubeginn war 2005; ursprünglich sollte der erste Strom 2009 geliefert werden; dann hieß es 2012, zuletzt 2016 und jetzt 2018.

Areva, an dem ursprünglich auch der Siemens-Konzern beteiligt war, der am finnischen AKW-Bau daher noch entsprechende Verpflichtungen hat, gibt den bisherigen Verlust mit nach wie vor 3,9 Milliarden Euro an. Die Finnen waren nämlich seinerzeit clever genug, mit dem Unternehmen einen Festpreis zu vereinbaren. Die zwischenzeitliche Kostenexplosion muss daher von den Herstellern getragen werden.

Der in Finnland entstehende EPR ist bisher noch nicht im Betrieb erprobt, da er einer neuen Kraftwerksgeneration angehört. Baugleiche bzw. sehr ähnliche Anlagen entstehen in Frankreich (Flamanville) und in China (Taishan 1 und 2). Auch aus Frankreich sind extreme Kostensteigerungen und Verzögerungen bekannt.

Dessen ungeachtet will auch die türkische Regierung, wie der frisch gewählte Regierungschef Ahmet Davutoglu am Motag in seiner Regierungserklärung erneut bestätigte, mehrere ähnliche Reaktoren bauen lassen. In Sinop, an der Schwarzmeerküste, wird nach der bisherigen Planung das japanisch-französische Gemeinschaftsunternehmen Atmea - gebildet von Areva und Mitusbishi Heavy Industries - ein AKW mit vier neuentwickelten Druckwasserreaktoren bauen. Betreiber wird zunächst der französische Energiekonzern GDF sein. Der Baubeginn ist für 2017 angesetzt und die Kosten werden bisher mit 22 Milliarden US-Dollar (16,7 Milliarden Euro) angegeben.

Recep Tayyip Erdoğan, der ehemalige Premierminister und neue Präsident der Türkei, meinte vor einem knappen Jahr bei Unterzeichnung der Verträge mit Japans von Atomkraft und Aufrüstung besessenem Premier Shinzo Abe, keine Technology sei 100 Prozent sicher.

Das erinnert an seine Äußerungen nach einem schweren Grubenunglück im Mai dieses Jahres in der türkischen Stadt Soma. Nachdem 301 Bergarbeiter unter Tage den Tod gefunden hatten, ließ Erdoğan die internationale Presse wissen, dass dies ein ganz normales Ereignis sei. Die Zeche war zuvor von seiner Regierung privatisiert worden, und die neuen Herren sparten offensichtlich nicht nur bei den Löhnen - die Arbeiter arbeiten für durchschnittlich 420 Euro im Monat - , sondern auch bei der Sicherheit.