Photokina

Deutscher Kameramarkt in Zahlen: Weniger DSLR, mehr Spiegellose

Der Photoindustrie-Verband meldet kurz vor der Photokina den Wasserstand der Fotobranche und zeigt damit auf, dass auch klassische Spiegelreflexkameras unter Druck stehen. Weiter aufwärts geht es für spiegellose Systemkameras, Actioncams und Fotobücher.

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20 Milliarden Euro – dieses Volumen wird der consumer- und profiorientierte Foto- und Imagingmarkt in Deutschland in 2014 erreichen. Die Zahl stammt vom Photoindustrie-Verband, der anlässlich der bevorstehenden Photokina seine Wirtschaftspressekonferenz abhielt.

Kameras allein werden daran insgesamt voraussichtlich einen Anteil von 1,45 Milliarden Euro haben. Das dürfte für die Branche kein Grund zur Freude sein, denn im vergangenen Jahr erwirtschaftete man mit ihnen noch 1,52 Milliarden Euro, 2012 waren es sogar noch 1,73 Milliarden Euro. Schuld am Rückgang, so wiederholt der Photoindustrie-Verband bereits seit Jahren, sei in erster Linie "die weiter gesunkene Nachfrage nach den preiswerten Kompaktkameras mit geringer Ausstattung."

(Bild: Prophoto GmbH)

Aber der Verband sieht auch ein sich änderndes Verbraucherverhalten verantwortlich. So stiegen die Ansprüche der Konsumenten. Sie fragen deshalb unter anderem eher hochwertige Modelle bei den Spiegelreflex- sowie kompakten Systemkameras nach.

Doch auch bei den Spiegelreflexkameras zeigt sich zumindest mengenmäßig ein Rückgang. Gingen 2013 noch knapp 1,01 Millionen DSLR über die Ladentheke, werden es 2014 nach den Prognosen nur noch etwa 950.000 Stück sein. Der Verband begründet dies mit einer deutlich längeren Nutzungsdauer dieser Geräte, die aktuell bei durchschnittlich fünf Jahren liege.

(Bild: Prophoto GmbH)

Tatsächlich dürfte es aber auch daran liegen, dass sich die spiegellosen Systemkameras weiter am Markt etablierten. Laut Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung, die heise Foto vorliegen, haben die kompakten Systemkameras in diesem Jahr zeitweise mengenmäßig schon über 30 Prozent am Gesamtmarkt der Kameras mit Wechseloptik ausgemacht. Der Photoindustrie-Verband rechnet nun damit, dass 2014 etwa 310.000 dieser kompakten Systemkameras einen neuen Besitzer finden, im Vorjahr waren es noch 230.000.

Spiegellose Systemkameras im Überblick (35 Bilder)

Sony A7R II

Die A7R II ist die zweite Generation der Sony A7R. Sie löst sie allerdings nicht ab. Beide Modelle bleiben am Markt. Tatsächlich legt der Hersteller noch einmal bei den Megapixeln nach: von 36 geht es hoch auf 42. Damit gibt Sony die erste Antwort auf Canons 50 Megapixel in der Profi-Spiegelreflexkamera 5DS. Zusätzlich führt Sony nun auch erstmals bei den Vollformat-CMOS-Sensoren die rückseitige Verdrahtung ein, was für rauschärmere Bilder bei hoher ISO-Empfindlichkeit und einen verbesserten Dynamikumfang sorgen dürfte. (Bild: Sony)

Wertmäßig entwickelt sich das Geschäft mit den Systemkameras – ob mit oder ohne Spiegel – insgesamt positiv: Etwa 720 Millionen Euro wird es 2014 schwer sein, so der Verband. 2013 waren es noch knapp 710 Millionen Euro. Verbraucher scheinen 2014 damit tatsächlich bereit zu sein, mehr in eine Systemkamera zu investieren – im Schnitt etwa 570 Euro.

Bei den Aufnahmegeräten werden aber auch die kleinen, robusten Action-Cams immer beliebter. Und so schätzt der Interessenverband, dass etwa eine halbe Millionen dieser Minikameras in 2014 über die Ladentheken wandern, 2013 waren es noch 390.000.

Action-Cams wie die neue Ricoh WG-M1 werden auch ein zentrales Thema auf der Photokina 2014 sein.

(Bild: Ricoh)

Ungebrochen ist auch der Aufwärtstrend bei den Fotobüchern. 2014 sollen 8,1 Millionen von ihnen verkauft werden. 2013 waren es noch 7,9 Millionen. Doch nicht nur diese Präsentationsform sei 2014 gefragt. Der Photoindustrie-Verband sieht auch einen regelrechten "Boom" bei individuell gestalteten Tapeten.

Der Zubehörmarkt entwickelt sich relativ stabil. Auf einem sehr hohen Niveau bewegen sich dabei weiterhin die Objektive, von denen auch 2014 wieder 1,9 Millionen Geräte verkauft werden sollen. "Derzeit entfallen etwas mehr als 90 Prozent der verkauften Objektive in der Menge auf Spiegelreflexkameras", so der Photoindustrie-Verband. Kontinuierlich wachse auch der Bedarf nach Speicherkapazität – geschuldet immer höheren Kameraauflösungen, höheren Serienbildraten und verbesserten Videofunktionen. Mit der Professionalisierung der Ausrüstung wächst auch weiterhin die Nachfrage nach Stativen, wohingegen Blitzgeräte und Fototaschen mittlerweile weniger gefragt sind. (ssi)