Studie: Klimaschutz muss nicht unter Wirtschaftswachstum leiden

Ist Wirtschaftswachstum zwangsweise schlecht für das Klima? Nein, das sei ein "Mythos", betont ein Expertenbericht. Gut geplant könnten sich Klimaschutz und globale Wirtschaftskraft sogar bestens ergänzen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 16 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Die weltweite Wirtschaft muss einer Studie zufolge in den kommenden Jahren nicht zulasten des Klimaschutzes wachsen. Die beiden Ziele seien vereinbar und könnten sich sogar ergänzen, sagte der frühere mexikanische Staatspräsident Felipe Calderón am Dienstag in New York bei der Vorstellung des Papiers zu einer "neuen Klimaökonomie": "Der Bericht liefert überzeugende Belege dafür, wie der technologische Wandel neue Möglichkeiten schafft, um das Wachstum zu steigern, Arbeitsplätze zu schaffen, Unternehmensgewinne zu erhöhen und die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben."

Der Umstieg auf erneuerbare Energien muss der Wirtschaft nicht schaden.

Entscheidend für eine Balance aus Wirtschaftskraft und Klimaschutz sei allerdings, dass Regierungen und Unternehmen in den kommenden 15 Jahren Innovationen förderten, ihre Ressourcen effizienter einsetzten und in eine bessere Infrastruktur investierten. In diesem Zeitraum werde die globale Wirtschaft sich wesentlich verändern, heißt es in dem Bericht. "'Business as usual' wird es nicht geben."

Unter anderem werden laut den Prognosen eine Milliarde mehr Menschen in Städten leben. Technische Veränderungen dürften ihr Leben und Arbeiten weiterhin stark verändern, und rund 90 Billionen US-Dollar (etwa 70 Billionen Euro) sollen in Infrastruktur investiert werden. "Die nächsten 15 Jahre sind entscheidend."

Besonders dringend seien höhere Ausgaben für die Infrastruktur von Städten, die Wiederbelebung von derzeit nicht für die Landwirtschaft genutzten Flächen und der Ausbau von erneuerbaren Energien. Wenn all das konsequent umgesetzt würde, könnte es das Weltwirtschaftswachstum bereits in den kommenden 5 bis 15 Jahren deutlich stärken, hieß es.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sprach von einer "richtigen Botschaft zur richtigen Zeit": "Klimaschutz ist keine Schrumpfkur [...]. Anspruchsvolle Klimapolitik leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, das weltweit ins Stocken geratene Wirtschaftswachstum anzukurbeln." Diese Entwicklung werde vor allem von den erneuerbaren Energien angetrieben. "Wir brauchen eine globale Energiewende. Das ist nicht nur ökologisch, sondern auch volkswirtschaftlich die richtige Strategie", erklärte Hendricks.

Der in New York vorgestellte Bericht stammt von der Globalen Wirtschafts- und Klimakommission, die ihn seit ihrer Gründung vor rund einem Jahr erarbeitet hat. Die Expertengruppe wird von Calderón und dem britischen Ökonomen Nicholas Stern gemeinsam geleitet. Für Deutschland gehört der Finanzexperte und frühere Weltbank-Vizepräsident Caio Koch-Weser zu den insgesamt 24 Mitgliedern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. (mho)