Naturkatastrophen treiben die meisten Menschen in die Flucht

Neuer Bericht weist vor UN-Klimagipfel auf Folgen von Naturgewalten hin. Autoren fordern stärkere Präventionsmaßnahmen

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Die Zahl der Flüchtlinge durch Naturkatastrophen hat im vergangenen Jahr massiv zugenommen. Das geht aus einer heute veröffentlichten Studie des in Genf ansässigen Beobachtungszentrums für Binnenflüchtlinge (IDMC) hervor. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass damit im Verlauf des Jahres 2013 mit einer Gesamtzahl von 22 Millionen Personen drei Mal so viele Menschen ihre Heimat aufgrund der Folgen von Naturkatastrophen verlassen mussten als durch bewaffnete
Konflikte.

Cover des Berichts "Global Estimates 2014: People internally displaced by disasters"

Die Auswertung von Flüchtlingsbewegungen während der vergangenen vier Jahrzehnte habe ergeben, dass heutzutage im Schnitt doppelt so viele Menschen im eigenen Land zu Flüchtlingen werden, als dies noch während der 1970er Jahre der Fall war. Als Grund geben die Forscher das
Städtewachstum vor allem in den Ländern des Südens an. "Wir gehen davon aus, dass dieser Trend anhält, zumal immer mehr Menschen in katastrophengefährdeten Gebieten wohnen", sagte der IDMC-Generalsekretär Jan Egeland bei der Präsentation des Berichtes im UN-Hauptsitz in New York. Die Forschungseinrichtung, die 1998 gegründet wurde und dem regierungsunabhängigen Norwegischen Flüchtlingsrat untersteht, bekräftigt in ihren Bericht, dass die zunehmenden Flüchtlingszahlen durch Naturgewalten durch präventive Maßnahmen verhindert werden könnten.

Nach Angaben der Autoren ist keine der Weltregionen von Naturkatastrophen gefeit. Dennoch war im vergangenen Jahr vor allem der asiatische Kontinent betroffen, wo rund 19 Millionen Menschen (87,1 Prozent der Gesamtanzahl) ihre Heime verlassen mussten. Betroffen seien Industrienationen und Entwicklungsländer gleichermaßen, auch wenn die armen Regionen des Südens mit 85 Prozent der Binnenflüchtlinge die Hauptlast tragen. Das Problem in Asien verdeutlicht vor allem eine Zahl: Der Taifun Haiyan trieb im vergangenen November 4,1 Millionen Menschen in die Flucht, "mehr als in den amerikanischen Staaten, Europa und Ozeanien zusammengenommen".

Kurz vor dem UN-Klimagipfel, der kommende Woche in New York beginnen wird, drängen die Autoren auf stärkere Präventionsmaßnahmen. "Die meisten Katastrophen gehen gleichermaßen auf das Konto der Menschen und das der Natur", sagte Alfredo Zamudio vom IDMC. Eine bessere Städteplanung, Flutschutzbauten und kontrollierte Baumaßnahmen könnten die Folgen von Naturgewalten erheblich mindern.