Googles Internet-Ballone reichen bald rund um die Welt

Googles Loon-Ballone sollen Internetzugang in unerschlossene Gebiete bringen. Schon nächstes Jahr soll ein ganzer Ballonring um die Südhalbkugel geschlossen sein.

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Googles Project Loon, mit dem ballonfahrende Funkstationen Internetzugang in bislang unterversorgte Gebiete bringen sollen, schreitet hurtig voran. "Nächstes Jahr werden wir einen semipermanenten Ring aus Ballonen rund um die Südhalbkugel haben", kündigte Astro Teller von Googles Forschungsabteilung "Google X" am Dienstag auf der MIT EmTech in Cambridge, Massachusetts, an. Diese Konferenz der MIT Technology Review widmet sich neuen Technologien.

Astro Teller von Google × (links) im Gespräch mit Jason Pontin, dem Herausgeber der MIT Technology Review.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Die Google-Ballons sollen monatelang in etwa 20 Kilometer Höhe fahren und mit LTE zu Boden funken. Das System wird gerade aufgebaut. Nach Tellers Angaben wurden insgesamt bereits mehr als zwei Millionen Kilometer zurückgelegt. Auch die Kommunikation mit mobilen Endgeräten am Boden funktioniere bereits. "Dafür werden keine Bodenstationen benötigt", betonte Teller. Auf welchem Breitengrad der erste Ballonring um den Globus entstehen soll, verriet er allerdings nicht.

Der Ring soll die Funktionstüchtigkeit des Systems demonstrieren. Ein geschlossener Ring um den Erdball ermöglicht die ununterbrochene Versorgung einer Örtlichkeit mit dem Funksignal. Wenn ein Ballon, durch Wind getrieben, weiterfährt, rückt der nächste aus dem Ring nach, weil er ja in der selben Richtung fährt. Für namhafte Übertragungskapazitäten in halbwegs besiedelten Gebieten wird ein dichteres Ballonnetz notwendig sein.

Auch juristische Fragen sind wohl noch zu klären. Die Ballons hat Google X in Kooperation mit Raven Aerostar entwickelt. Diese Firma fertigt unter anderem Wetterballone für die NASA und hat auch den Ballon für den Stratosphärensprung des Österreichers Felix Baumgartner gebaut. Die Mobilfunkanlagen werden über Solarzellen mit Strom versorgt.

Der in Cambridge, England, geborene Teller ist Chef von Google X. Seine Funktionsbezeichnung ist "Captain of Moonshots". Captain Teller selbst versteht sich als Coach des 250 Personen umfassenden Teams. Unter seiner Ägide sucht es Probleme, denen sich Google bislang nicht widmet und die eine radikale Lösung technischer oder wissenschaftlicher Natur erfordern. Gegenwärtig sind sechs laufende Google-X-Projekte bekannt: Die selbstfahrenden Autos, elektronisch aufgerüstete Kontaktlinsen, Google Glass, fliegende Windkraftturbinen, Flugdrohnen als Lieferfahrzeuge und eben Project Loon.

Weitere Projekte wurden bereits zur Reife gebracht. Damit ist gemeint, sie wurden so weit entwickelt, dass andere die weitere Arbeit daran übernehmen konnten. Dazu gehört etwa ein Forschungsprojekt für neue Methoden, Gebäude zu errichten. Es wird nun außerhalb des Datenkonzerns weitergeführt. Und ein Softwareverfahren für die Ortung in Innenräumen wurde von der Geo-Abteilung Googles in Google Maps integriert. (ds)